Wie schädlich ist Make-up für die Haut?

Ein Dermatologe im exklusiven Interview

Junge Frau trägt mit einem Pinsel Make-Up in verschiedenen Farbtönen auf ihre Wange auf.
Manche Hauttypen müssen beim Make-up eher aufpassen als andere. (Symbolfoto: Getty)

Während manche Menschen generell auf Make-up verzichten und andere es nur zu bestimmten Anlässen nutzen, gehört das Auftragen für wieder andere genauso zur täglichen Routine wie das Zähneputzen nach dem Aufstehen. Laut Statista gab es 2023 rund 15,2 Millionen Frauen, die in den letzten sieben Tagen vom Tag der Befragung aus gerechnet Make-up getragen hatten. Daneben gibt es aber auch immer mehr Männer, die Make-up inzwischen ganz selbstverständlich nutzen.

Wie groß die Rolle von Make-up in der Gesellschaft ist, zeigt sich immer wieder bei verschiedenen Anlässen. Zum Beispiel dann, wenn Pamela Anderson zwar im Designer-Outfit, aber ungeschminkt bei einem Event erscheint oder Models wie Leni Klum Bilder von sich posten, auf denen sie sich ungeschminkt und mit deutlichen Pickeln präsentieren. Doch egal, aus welchen Gründen man Make-up trägt oder eben nicht, bleibt die Frage, wie es sich auf Dauer auf die Haut auswirkt. Gegenüber Yahoo Life gibt der Dermatologe Dr. Christoph Liebich Antworten.

Dr. Christoph Liebich: Grundsätzlich sollte man beim Kauf eines Make-ups darauf achten, dass man keine Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Inhaltsstoffen hat. Dazu sollte das Make-up hauttypgerecht sein, was bestimmte pflegende Inhaltsstoffe betrifft. Wenn ich zum Beispiel eine fettige oder zu Akne neigende Haut habe, sollte ich darauf achten, dass es nicht für trockene Haut und damit sehr reichhaltig ist. Um Akne abzudecken, eignet sich am besten ein mineralisches Make-up. Und wichtig ist natürlich auch, dass man das Make-up abends wieder entfernt, damit sich die Haut wieder regenerieren und gut atmen kann.

Bei Naturkosmetik besteht das Problem oft darin, dass sie meistens ätherische Öle enthält. Ein ätherisches Öl ist ein Sammelsurium von chemischen Substanzen, was gerade bei empfindlicher Haut extrem schwierig sein kann. Man kann aber natürlich ein "medizinisches" Produkt nehmen, das möglichste wenige Konservierungs- und Duftstoffe enthält.

Auch das hängt vom Hauttyp ab. Wenn man eine trockene Haut hat, ist sie gereizt und man sollte sie auf jeden Fall pflegen. Dasselbe gilt, wenn man Anti-Aging-Effekte erzielen will. Und wer Akne hat, hat auch dafür entsprechende Produkte, die man zusätzlich nutzen sollte.

Make-up wird ja oft mit einem Pinsel aufgetragen, der sich obendrein in einem warmen Badezimmer befindet. Da können sich Bakterien oder Pilze ansammeln, die dann dementsprechende Infektionen verursachen können. Ich finde es fraglich, ob man diese Pinsel überhaupt richtig reinigen kann. Darum würde ich sie im Zweifel lieber durch einen neuen ersetzen. Außerdem sollte man daran denken, nur mit sauberen Fingern in Tuben oder Tiegel zu greifen und das Haltbarkeitsdatum zu beachten.

Make up Pinsel
Auf dem Pinsel zum Auftragen des Make-ups können sich Bakterien und Pilze sammeln. (Foto: Getty)

Wenn man eine trockene Haut hat, diese immer mit Make-up bedeckt und sie dann nicht richtig pflegt, kann es schon zu einer Fältchenbildung kommen. Wir wissen, dass Patienten mit eher fettiger Haut, wie zum Beispiel Akne-Patienten, weniger Falten haben als beispielsweise Neurodermitiker. Ein Make-up kann das verstärken.

Natürlich ist es nicht von Schaden, das Make-up auch einmal wegzulassen. Manche Menschen brauchen es aber, um sich wohlzufühlen. Oft sind das Jugendliche mit Pickeln oder Patienten, die Feuermale oder ähnliches haben und das mit einer Camouflagetechnik abdecken. Auch dagegen spricht absolut nichts.

Dr. Christoph Liebich arbeitet als niedergelassener Dermatologe in München. (Foto: Harry Stahl)
Dr. Christoph Liebich arbeitet als niedergelassener Dermatologe in München. (Foto: Harry Stahl)

Dr. Christoph Liebich ist Inhaber und ärztlicher Leiter der Hautarztpraxis Dermazent – Dermatologie im Zentrum in München. Die Praxis deckt nahezu das gesamte Spektrum von klassischer und operativer Dermatologie bis hin zur Ästhetik ab. In ausgelagerten Praxisräumen befindet sich die Abteilung für dermatologische Kosmetologie OVID- medical and beauty care.