Was ist HIV und was ist Aids?
Alle Antworten zu Gesundheitsfragen, die im Netz am häufigsten gestellt werden
Die Vereinten Nationen und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben das große Ziel ausgerufen, HIV bis 2030 zu eliminieren. In Deutschland sind die Neuinfektionen dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge zuletzt jedoch leicht angestiegen. Wie die am häufigsten gegoogelten Gesundheitsfragen des vergangenen Jahres zeigen, unter denen HIV den dritten Platz belegte, treibt das Thema die Deutschen jedenfalls nach wie vor um. Hier alle Infos zu HIV und Aids.
1982 wurde in deutschen Medien erstmals von der damals noch mysteriösen Krankheit Aids berichtet. Da sie fast immer tödlich verlief, wurde das auslösende Virus, das HIV, schnell zu einem Schreckgespenst, das es bis heute ein wenig geblieben ist. Denn auch wenn Medikamente HIV-positiven Menschen mittlerweile ein normales Leben ermöglichen können, gibt es nach wie vor keine Heilung – und auch das Stigma ist geblieben.
In Deutschland gab es 2022 laut RKI 3.233 registrierte HIV-Neuinfektion, insbesondere bei Konsumenten bestimmter Drogen. Auch das Vorhaben von UN und WHO, HIV und Aids bis 2030 eliminiert zu haben, hält das deutsche Institut für schwer vorstellbar, wie es in einem Bericht von Ende 2023 heißt. HIV ist also weiterhin Thema – und Aufklärung immer noch wichtig.
Auch das Vorhaben von UN und WHO, HIV und Aids bis 2030 eliminiert zu haben, hält das deutsche Institut für schwer vorstellbar, wie es in einem Bericht aus dem vergangenen Jahr heißt. HIV ist also weiterhin Thema – und Aufklärung immer noch wichtig.
Was ist HIV genau?
HIV steht für Human Immunodeficiency Virus (deutsch: Menschliches Immundefekt-Virus). HI-Viren gehören zu den sogenannten Retroviren. Das Virus agiert im Körper besonders tückisch, denn es greift ausgerechnet T-Helferzellen an, die für die Immunabwehr zuständig sind. Damit schwächt das HIV auf Dauer das Immunsystem, bis der Organismus nicht einmal mehr gegen Krankheiten geschützt ist, die normalerweise unproblematisch verlaufen.
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Übertragen wird das HIV über Blut oder andere infektiöse Körperflüssigkeiten: Sperma, Vaginalsekret und der Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut. Die häufigsten Übertragungswege sind daher:
ungeschützter Geschlechtsverkehr
verunreinigte Nadeln beim Drogenmissbrauch
Schwangerschaft, Geburt oder Stillen bei einer HIV-positiven Mutter
Eine Infizierung durch alltägliche Interaktionen ist nicht möglich, und auch der Übertragungsweg über Bluttransfusionen ist heutzutage fast ausgeschlossen.
Der wichtigste Schlüssel dafür, dass HIV und Aids in Deutschland mittlerweile selten geworden sind, ist der Fortschritt bei der Medikation: Eine erfolgreiche Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten kann die Vermehrung des HIV im Körper so weit reduzieren, dass es nicht nur den Ausbruch von Aids verhindert, sondern dass sich das Virus auch nicht mehr auf andere Menschen überträgt. Dies ermöglicht HIV-positiven Menschen ein normales Sexualleben und betroffenen Müttern eine natürliche Geburt.
Was ist HIV und was ist Aids? Eine Erklärung des Unterschieds
Wird eine HIV-Infektion jedoch nicht behandelt, entwickelt sich daraus in 70 Prozent der Fälle eine Aids-Erkrankung. Wer sich mit dem HI-Virus infiziert hat, gilt zunächst als HIV-positiv – die Infektion ist also vorhanden und übertragbar, aber die eigentliche Krankheit ist noch nicht ausgebrochen. Oft dauert es lange, bis es hierzu kommt – laut Internisten im Netz im Mittel zehn Jahre.
Aids steht für Acquired Immune Deficiency Syndrome (deutsch: erworbenes Immunschwächesyndrom). Bei allen Fortschritten bei der Behandlung von HIV-Infektionen gilt diese immer noch als lebensbedrohliche Krankheit. Hierbei ist das Immunsystem derart geschwächt, dass der Körper sehr anfällig für Infektionen und Krankheiten ist. Dies betrifft auch Infektionen oder Tumorarten, die bei Menschen mit gesundem Immunsystem nicht oder nur selten vorkommen. Dabei ist dann die Rede von Aids-definierenden Erkrankungen. Zu den häufigsten gehören eine bestimmte Form der Lungenentzündung, zerebrale Toxoplasmose oder Tuberkulose.
HIV: Symptome und Verlauf
Symptome entwickelt man bei einer HIV-Infektion vor allem kurz nach der Ansteckung oder bei längerer, unbehandelter Infektion.
Die HIV-Infektion wird in drei Phasen unterteilt:
Primäre und akute Infektion: Dies beschreibt die Zeit nach der Ansteckung mit HIV, in denen sich die Viren nach einer Inkubationszeit von einigen Tagen bis Wochen explosionsartig vermehren. Viele erleben jetzt Symptome, die denen einer Grippe ähneln.
Latenzphase: Die Virusmenge reduziert sich nun, und HIV-Infizierte erleben nun keine Symptome, obwohl das Virus weiterhin aktiv ist, das Immunsystem dagegen kämpfen muss und dabei stetig geschwächt wird. Diese Phase kann mehrere Jahre dauern.
Symptomatische Phase mit Krankheit Aids: Ist das Immunsystem ausreichend geschwächt, sodass die HIV-Infektion in Aids übergeht, zeigen sich unspezifische Symptome wie Gewichtsverlust, Nachtschweiß, Fieber oder Durchfall. Zu den spezifischen Symptomen im Vorfeld von Aids gehören Pilzinfektionen auf Haut oder Schleimhäuten, andere Hauterkrankungen wie Gürtelrose oder Lymphknotenschwellungen.
Die konkreten Symptome können sich von Mensch zu Mensch vor allem zu Beginn allerdings sehr unterschiedlich bemerkbar machen. Während die einen nach der HIV-Ansteckung Grippe-Symptome bemerken, tauchen bei anderen in dieser Phase gar keine Symptome auf. Zudem sind viele der HIV-Anzeichen unspezifisch und können auch auf andere Erkrankungen hinweisen.
HIV: Wann sollte man sich testen lassen, und gibt es einen Schnelltest/Selbsttest?
Entscheidend ist im Zusammenhang mit den Symptomen also die zeitliche Nähe zu einem HIV-Risiko, beispielsweise ungeschütztem Geschlechtsverkehr, einem geplatzten Kondom oder dem Teilen von Nadeln beim Drogenmissbrauch.
Die Deutsche Aidshilfe rät dazu, nach jeder einzelnen Risikosituation einen HIV-Test durchführen zu lassen. Dies ist in Arztpraxen möglich, jedoch auch vollkommen anonym bei Teststellen wie Aidshilfen oder Gesundheitsämtern. Wegen der Inkubationszeit muss man nach der möglichen HIV-Infektion einige Wochen warten, bis man einen Test durchführen kann – wie lange, hängt von der Testart ab.
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Seit 2018 gibt es auch einen Schnelltest, den man zu Hause als Selbsttest durchführen kann, um zu erfahren, ob man sich mit HIV angesteckt haben könnte. Wie das Paul-Ehrlich-Institut warnt, soll man jedoch ausschließlich Tests mit CE-Kennzeichnung verwenden. HIV-Selbsttests ohne diese Kennzeichnung, wie sie teilweise im Internet angeboten werden, würden nicht die EU-Anforderungen an Sicherheit und Aussagekraft erfüllen. Wer zu Hause selbst testet, muss mindestens zwölf Wochen nach der möglichen HIV-Ansteckung warten, bis der Schnelltest ein zuverlässiges Ergebnis liefern kann.
Sollte der HIV-Schnelltest positiv ausfallen, sollte man einen Bestätigungstest in der Arztpraxis, beim Gesundheitsamt oder bei der Aidshilfe durchführen lassen und kann sich dann gegebenenfalls gleich zur weiteren Behandlung beraten lassen. Dank fortschrittlicher Behandlung lässt sich mit HIV heutzutage gut und lange leben. Hierfür ist es wichtig, bei Bedarf einen Test nicht zu scheuen. Wie die Aidshilfe schreibt: "Bescheid zu wissen, gibt Sicherheit."
Weitere Antworten auf wichtige Gesundheitsfragen gibt es hier:
Im Video: Wenn alle mitmachen - AIDS bis 2030 keine Gefahr mehr