Better Life: Essbare Pflanzen aus deutschen Wäldern

Manche unserer Lebensmittel, die wir im Supermarkt kaufen, haben buchstäblich eine halbe Weltreise hinter sich. Dabei gibt es in unseren Wiesen und Wäldern doch genügend Auswahl an schmackhaften Leckereien: Wir müssen nur genau hinsehen – und lernen, all die köstlichen Pflanzen und Kräuter zu erkennen. Diese zehn Pflanzen sind nicht nur essbar, sondern bringen Abwechslung und neue Geschmäcker in die Küche.

Essbare heimische Kräuter finden sich in den Wäldern und Wiesen zuhauf: Bärlauch, Löwenzahn und Co. wachsen direkt vor unserer Nase – wir müssen sie nur erkennen. (Bild: Getty Images)
Essbare heimische Kräuter finden sich in den Wäldern und Wiesen zuhauf: Bärlauch, Löwenzahn und Co. wachsen direkt vor unserer Nase – wir müssen sie nur erkennen. (Bild: Getty Images)

Gerne pflanzen wir auf unserem Balkon oder im Garten Basilikum, Rosmarin oder Salbei, doch auch abseits vom Beet im Garten findet sich eine enorme Vielfalt an essbaren Pflanzen und Kräutern: Oft als Unkraut verschrien, gedeihen in den heimischen Wäldern, auf Wiesen und am Wegesrand verschiedene Wildpflanzen und Heilkräuter, die intensive und andere Geschmacksrichtungen in unsere Küche bringen und noch dazu sehr gesund sind.

Mit der Generation der Großeltern geht leider nach und nach das wertvolle Wissen darum, welche Pflanzen, Kräuter, Pilze oder Beeren für den Verzehr geeignet sind, verloren. Deshalb haben wir hier 10 Beispiele zusammengefasst, die auch für Anfänger*innen leicht zu erkennen sind.

Diese zehn Wildpflanzen und Kräuter sind essbar, sehr schmackhaft – und gesund

Blätter, Stängel, Blüten und Früchte – was davon ohne Gefahr genießbar ist, muss man natürlich wissen. Deshalb an dieser Stelle der Hinweis: Gesammelt und verzehrt werden sollten ausschließlich die Wildpflanzen, die einem auch bekannt sind. Wie bei (fast) allen Wildpflanzen gilt: Bei einer Überempfindlichkeit oder dem Verzehr von großen Mengen können Übelkeit und Durchfall auftraten – was aber nicht bedeutet, dass die Pflanze per se giftig ist.

Löwenzahn

An den stark gezahnten Blättern, aber allen voran an der charakteristischen gelben Blüte am hoch aufragenden Stängel lässt sich der Löwenzahn einfach erkennen. Die Blätter schmecken leicht bitter und können roh in einen Salat wandern, gedünstet ähneln sie Blattspinat. Die geschlossenen Knospen lassen sich ebenfalls anbraten oder auch süßsauer einlegen, im Frühjahr kann man die Blüten zu Löwenzahnhonig verarbeiten. Der hohle, mit Pflanzenmilch gefüllte Stängel ist übrigens nicht, wie oft behauptet, giftig.

Wirkung: Löwenzahn enthält viel Vitamin C und A sowie Magnesium, Kalium und Phosphor. Er wirkt harntreibend, weshalb er nicht nur den unschönen Beinamen "Pissblume" trägt, sondern auch bei Leberbeschwerden und zur Steigerung der Gallensekretion genutzt wird.

Sind oft gemeinsam auf Wiesen zu finden und beide essbar: Löwenzahn und Gänseblümchen. (Bild: Getty Images)
Sind oft gemeinsam auf Wiesen zu finden und beide essbar: Löwenzahn und Gänseblümchen. (Bild: Getty Images)

Gänseblümchen

Ebenfalls schon von den Kleinsten und von "Großstadtpflanzen" ohne Verwechslungsgefahr zu identifizieren: das Gänseblümchen. Hier ist die ganze Pflanze, sprich Blätter, Stiele, Blüten und Samen, essbar. Die zarten Blüten mit herb-nussigem Aroma sind nicht nur optisch ein Highlight im Salat, auf einer Stulle, Suppe oder einem sommerlichen Cocktail. Die mild bis leicht säuerlich schmeckenden Blätter können als Zugabe im Salat oder auch als Pesto, Kräuterbutter oder grüner Sauce Verwendung finden.

Wirkung: Dem Gänseblümchen werden eine ganze Reihe an heilsamen Eigenschaften zugeschrieben, so wirkt es unter anderem schleimlösend, entzündungshemmend, stoffwechselanregend und blutreinigend. Gerne werden Gänseblümchen bei Erkältungsbeschwerden wie Halsschmerzen, Fieber oder Husten eingesetzt.

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Brennnessel

Wer bislang noch keine eindrückliche Begegnung mit Brennnesseln gemacht hat und sie deshalb (er)kennt, orientiert sich an folgenden Merkmalen: Die scharf gezahnten, satt grünen Blätter haben Brennhaare mit einer nach oben gerichtete Wuchsrichtung – man kann mit der Hand von unten nach oben über die Stängel und Blätter streichen, ohne dass es schmerzhaft wird. Zum Sammeln empfiehlt es sich trotzdem, Handschuhe zu tragen. Geerntet werden am besten die oberen Spitzen der frischen Triebe mit zwei bis vier Paar Blättern; getrocknet ergeben die Blätter den klassischen Tee, aber auch roh im Smoothie oder gekocht ähnlich wie Spinat schmeckt die Brennnessel hervorragend.

Wirkung: Die Blätter sind reich an Eiweiß und Eisen, zudem wirkt die Brennnessel blutreinigend, entschlackend und entgiftend.

Gesundes Grün: Brennnessel und Bärlauch stecken voller Eisen und verfügen über weitere heilsame Eigenschaften. (Bild: Getty Images)
Gesundes Grün: Brennnessel und Bärlauch stecken voller Eisen und verfügen über weitere heilsame Eigenschaften. (Bild: Getty Images)

Bärlauch

Vom Geschmack her erinnert Bärlauch mit seinem scharf-nussigen Aroma an Knoblauch – die Zwiebeln kann man deshalb auch analog dazu verarbeiten. Die Blüten eignen sich hervorragend als Dekoration auf Salaten, Suppen oder einem Butterbrot. Die Blätter werden sehr gerne für ein intensiv-aromatisches Pesto oder Bärlauch-Butter verwenden, schmecken aber auch im Salat sehr gut. Achtung, beim Sammeln von Bärlauch muss genau hingeschaut werden – zumindest, solange er nicht blüht: Denn die Blätter sehen denen der giftigen Maiglöckchen sehr ähnlich; beim Bärlauch ist die Unterseite des Blattes mattgrün, hat einen dünnen Stängel und wächst einzeln aus dem Boden. Maiglöckchenblätter hingegen wachsen paarweise am Stängel, die Blätter sind an der Unterseite glänzend. Erkennbar ist der Bärlauch an seinem unverkennbaren Geruch: Zerreibt man die Blätter, duftet es intensiv nach Knoblauch.

Wirkung: Bärlauch, auch "Hexenzwiebel" oder "Waldlauch" genannt, enthält viel Vitamin C, Magnesium und Eisen, beruhigt bei Magen-Darm-Beschwerden und kann sich positiv auf Blutdruck und Cholesterin auswirken. Das in Bärlauch und Knoblauch enthaltene Allicin gilt als natürliches Antibiotikum.

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Sommer-/Winterlinde

Auch an manchen Bäumen können wir uns kulinarisch bedienen, ganz ohne, dass explizit Früchte wie Apfel oder Kirsche daran hängen müssen. Die Linde hält besonders schmackhafte Knospen bereit, im Herbst sind die grünen, unreifen Früchte (Nussfrüchte) essbar. Lindenblätter machen sich zum Beispiel hervorragend in einem Salat, allgemein noch bekannter sind die weißen Blüten, die nicht nur intensiv duften, sondern getrocknet für Tees verwendet werden.

Wirkung: Die Früchte der Linde liefern wertvolle Fettsäuren, die Blätter sind reich an Proteinen, Mineralien und Chlorophyll. Der klassische Lindenblütentee beruhigt Hustenreiz und lindert Halsschmerzen, die Glykosiden der Blüten wirken entzündungshemmend und schmerzstillend.

Linde in voller Blüte: Zwischen März und April bilden sich die ersten Knospen, die auch für Menschen essbar sind. (Bild: Getty Images)
Linde in voller Blüte: Zwischen März und April bilden sich die ersten Knospen, die auch für Menschen essbar sind. (Bild: Getty Images)

Fichte

Von der Fichte sind im Frühjahr die jungen, hellgrünen Triebe, die sogenannten "Maiwipfel“ essbar; sie lassen sich zu Sirup (Fichtenspitzenhonig) und Pesto verarbeiten und verfügen über ein angenehmes Zitrusaroma. Damit man Fichte und Tanne nicht verwechselt, gibt es zum einen das Sprichwort "Die Fichte sticht, die Tanne nicht", zum anderen wachsen bei der Fichte die Nadeln am Zweig rundherum wohingegen sie bei der Tanne in zwei Reihen angeordnet sind.

Wirkung: Die Fichtentriebe enthalten reichlich Vitamin C, Gerbstoffe und ätherische Öle.

Zart grün und weich wachsen im Frühjahr die Triebe der Fichte. Beste Zeit zum Sammeln: Ende April bis Ende Mai. (Bild: Getty Images)
Zart grün und weich wachsen im Frühjahr die Triebe der Fichte. Beste Zeit zum Sammeln: Ende April bis Ende Mai. (Bild: Getty Images)

Haselnuss

Wenn im Herbst viele Pflanzen bereits verblüht sind, kommt die Zeit der Nüsse: Die Hasel, die oft an Waldrändern zu finden ist, ist auch für Unerfahrene sehr leicht zu erkennen. Sobald die Schale hart genug ist (ca. ab September), sind die Nüsse fertig ausgebildet und können gesammelt werden, meist hängen ein bis drei Nüsse zusammen. Egal, ob direkt aus der Schale geknackt, gehackt und geröstet als Salat-Topping, im Müsli oder fein gemahlen in Kuchen und Gebäck – Haselnüsse schmecken mild und verfeinern viele Speisen.

Wirkung: Die recht kalorienreichen Haselnüsse enthalten viele B-Vitamine (B1, B2, B3, B6, B9), Kalzium, Kalium, Magnesium und Spurenelementen wie Zink und Kupfer.

Noch nicht reif für die Ernte: Haselnüsse am Strauch. (Bild: Getty Images)
Noch nicht reif für die Ernte: Haselnüsse am Strauch. (Bild: Getty Images)

Schwarzer Holunder

Im Frühsommer kann man die Blüten des schwarzen Holunders ernten, sie sind roh essbar oder werden in Teig ausgebacken. Auch zu Sirup, Gelee oder Limonade lassen sich Holunderblüten weiterverarbeiten. Im Hochsommer sind dann die Holunderbeeren reif und bereit zum Sammeln, aber Vorsicht: Die Beeren des schwarzen Holunders sollten nicht roh verzehrt werden! Die in den Beeren enthaltenen Pflanzengifte (cyanogene Glykoside) können vor allem zusammen mit Wasser zu einer schwachen Blausäurekonzentration führen – Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind die Folge. Besser ist es, die Beeren zu erhitzen, dabei zersetzen sich die giftigen Stoffe. Saft, Marmelade oder Sirup verfeinern Speisen und Getränke.

Wirkung: Holunderblütentee ist besonders schweißtreibend und wird z.B. bei fieberhaften Infekten eingesetzt. Außerdem enthalten sind die Vitamine A und C, die die Abwehrkräfte unterstützen.

Der schwarze Holunder, dessen Früchte nach unter hängend wachsen – bitte nicht zu verwechseln mit dem Zwergholunder, dessen Beeren eine
Der schwarze Holunder, dessen Früchte nach unten hängend wachsen – bitte nicht zu verwechseln mit dem Zwergholunder, dessen Beeren eine "Delle" haben und nach oben wachsen. (Bild: Getty Images)

Waldmeister

Ach, ist das nicht der grüne Wackelpudding? Das ist wohl für Viele der bislang einzige Berührungspunkt mit Waldmeister, aber: Das Wildkraut färbt nicht nur den Wackelpudding grün, sondern kann auch für eine sommerliche Bowle, Sirup, Limo oder Tee verwendet werden. Das zarte Kraut, das in Laubwäldern und schattigen Gärten wächst, sollte vor der Blüte gepflückt werden, da sich dann der Anteil an Cumarin erhöht, das einerseits den typischen Eigengeschmack hervorbringt, andererseits in zu hohen Dosen zu Kopfschmerzen oder Schwindel führen kann. Die länglichen Blätter des Waldmeister stehen sternförmig in alle Richtungen ab, ab Mai blüht er weiß.

Wirkung: Tatsächlich verfügt Waldmeister über eine schmerzstillende, entspannende und nervenstärkende Wirkung.

Waldmeister in voller Blüte. (Bild: Getty Images)
Waldmeister in voller Blüte. (Bild: Getty Images)

Gundermann

Bei Gärtner*innen als Unkraut in Ungnade gefallen: Gundermann oder Gundelkraut ist eine heimische Wildstaude, erkennbar an den vierkantigen, langen Stängeln, den herz- bis nierenförmigen Blättern und den blau-violetten Blüten. Die Blätter mit herb würzigem Geschmack können als Gemüse, Quiche-Belag oder in Suppen gegessen werden. Gundermann hat einen recht hohen Gehalt an ätherischen Ölen (mit eindeutiger Menthol-Zitrus-Note ähnlich der Zitronenmelisse), Bitterstoffen, Gerbstoffen und Flavonoiden, sodass er in der Küche vor allem als Gewürz eingesetzt wird.

Wirkung: Seine entzündungshemmenden Eigenschaften brachten dem Kraut seinen Namen ein, denn bereits im Mittelalter wurde die Staude zur Behandlung von schlecht heilenden, eiternden Wunden eingesetzt; das gotische Wort "Gund“ steht für Geschwür bzw. Eiter.

Während der Blütezeit zwischen April und Juni richten sich die Ranken des Gundermann, die normalerweise dicht über den Boden kriechen, wie eine Schlange auf, um ihre Blüten gut sichtbar zu präsentieren. Nach der Blüte legen sie sich wieder hin und kriechen weiter über den Boden. (Bild: Getty Images)
Während der Blütezeit zwischen April und Juni richten sich die Ranken des Gundermann, die normalerweise dicht über den Boden kriechen, wie eine Schlange auf, um ihre Blüten gut sichtbar zu präsentieren. Nach der Blüte legen sie sich wieder hin und kriechen weiter über den Boden. (Bild: Getty Images)

Essbare Wildpflanzen – das richtige Sammeln und Verarbeiten

Es ist zwar schön, sich mit der Natur zu verbinden, sich mit der heimischen Flora auseinanderzusetzen, doch es gibt auch einiges, das man beim Pflücken, Sammeln und Ernten beachten sollte. Wie bereits erwähnt, gilt: Keine Experimente! Verzehrt werden sollten immer nur die Pflanzen, die einwandfrei identifiziert werden können. Bei der Bestimmung können ein Pflanzenbuch, Apps oder eine erfahrene Person helfen. Auch ein entsprechendes Kochbuch gibt wichtige Anhaltspunkte und liefert köstliche Rezepte zur Verarbeitung gleich mit.

Apropos Verarbeitung: Alles, was in der Natur gesammelt wurde, sollte vor dem Verzehr unbedingt gewaschen werden. Bei einigen Pflanzen oder Beeren muss auch darauf geachtet werden, ob einzelne oder bestimmte Teile roh gegessen werden dürfen oder vorab verkocht werden müssen.

Wer Wildpflanzen sammelt sollte zum einen abseits von vielbefahrenen Straßen oder Feldern (hier wird oftmals gespritzt!) unterwegs sein und lediglich so viel mitnehmen, wie er*sie für den Eigenbedarf braucht.

Bei wild wachsenden Pflanzen steht auch die Gefahr des Fuchsbandwurms im Raum: Hier gilt die Regel, dass alle Pflanzenteile ab Hüfthöhe bedenkenlos geerntet werden können. Generell sollte man Wildpflanzen mit heißem Wasser abwaschen, wer auf Nummer sicher gehen will, achtet darauf, die Pflanzen mehrere Minuten über 60 Grad zu erhitzen, so werden Fuchsbandwurmeier abgetötet.

Mehr Tipps und Tricks rund um die Natur gibt es hier:

Im Video: Alles Wissenswerte über den Fuchbandwurm