Better Life: Warum Langeweile gut tun kann
Vielen fällt es schwer, Langeweile zuzulassen. Doch Studien bestätigen: Langweile kann durchaus etwas Positives sein.
Es ist ein drückendes Gefühl, das die wenigsten mögen: Langeweile ist für die meisten ein eher frustrierender Zustand.
Man möchte etwas tun, weiß aber nicht was. Gerade heutzutage, wo vielen Menschen ihr eigenes Leben aufgrund der Einblicke in zahlreiche Instagram-Scheinwelten grundsätzlich unaufregender als das der anderen vorkommt, ist Langeweile für viele schwer aushaltbar geworden.
"Langeweile ist das unangenehme Gefühl, eine zufriedenstellende Aktivität ausführen zu wollen, aber nicht zu können", lautet eine von vielen Wissenschaftlern akzeptierte Definition von Dr. John Eastwood, Principal Investigator des Boredom Labs der York University in Toronto, Kanada.
Ein häufige Reaktion auf Langeweile: Schnell eine Ablenkung finden, indem man zum Beispiel ein Videospiel spielt oder den Fernseher anschaltet.
„Langeweile ist das unangenehme Gefühl, eine zufriedenstellende Aktivität ausführen zu wollen, aber nicht zu können“Dr. John Eastwood
Langweile: Studien belegen viele Vorteile
Dabei kann es sich durchaus lohnen, Langeweile auszuhalten. Tatsächlich gibt es zwar Studien, die nachweisen, dass übermäßige Langeweile der menschlichen Psyche schaden kann. Doch die Wissenschaft zeigt ebenso, dass der Zustand auch viele Vorteile haben kann:
Langeweile steigert die Kreativität
Eine Untersuchung von Forschern der British Psychological Society belegt zum Beispiel, dass Langweile die Kreativität steigern kann. Die vielzitierte Studie hat unter anderem bewiesen, dass gelegentliche und vorübergehende Langeweile das Tagträumen verstärken kann. Denn wenn man nichts zu tun hat, tendiert man eher dazu, die Gedanken schweifen zu lassen, was wiederum die Kreativität ankurbeln kann.
Das wiederum kann auch zu Innovationen im Unternehmen beitragen. Auch am Arbeitsplatz ist Langeweile deshalb also nicht unbedingt gleich etwas Negatives - im Gegenteil.
Eine weitere Studie zeigte beispielsweise, dass Personen, die zuvor eine langweilige Aufgabe erledigt hatten, in kreativen Aufgaben besser abschnitten als Personen, die zuvor eine interessante oder anregende Aufgabe erledigt hatten.
Langeweile macht sozialer
Es gibt viele weitere wissenschaftliche Studien, die sich mit den positiven Aspekten von Langeweile beschäftigt haben. Laut einer Studie von Forschern der University of Limerick (Irland) kann Langweile Menschen gar dazu inspirieren, altruistischer und einfühlsamer zu sein und sich sozialen Aufgaben zu widmen.
Denn laut den Forschern haben gelangweilte Menschen oft das Gefühl, dass ihr Handeln sinnlos sei, weshalb sie eher bereit sind, an einer sinnvollen Aktion teilzunehmen.
Langeweile kann entspannen
In der immer hektischeren und reizüberfluteten Welt bildet Langeweile einen angenehmen Gegenpol. Indem wir uns langweilen, geben wir Körper und Geist die Möglichkeit, eine Pause einzulegen und sich zu erholen und zu entspannen.
„Langeweile kann der Nährboden für geistige Aufgeräumtheit und Kreativität sein"Prof. Sabrina Krauss, Professorin für Psychologie
Jeder braucht auch mal Phasen ohne vorgegebene Beschäftigung
"Langeweile kann der Nährboden für geistige Aufgeräumtheit und Kreativität sein. Wenn man sie in kleinen Etappen aushält, führt das dazu, dass man sich besser fühlt, dass die physiologischen Parameter herunterfahren", wird Prof. Sabrina Krauss, Professorin für Psychologie an der SRH Hochschule in Nordrhein-Westfalen, in einem 2021 erschienenen Artikel der National Geografic zitiert. Man wisse aus neurologischen Studien, dass sich dabei die Hirnleistung verändert und diese Sortierprozesse Konzentration, Kreativität und Wohlbefinden fördern können, wie die Wissenschaftlerin weiter ausführt.
Langeweile: Warum Sie in Maßen auch für Kinder wichtig ist
Gerade Kinder langweilen sich oft. "Mir ist so langweilig!" Diesen Spruch hören viele Eltern täglich. Tut Kindern Langeweile also gut?
Tatsächlich sind sich Erziehungsexperten weitgehend einig, dass es wichtig für die Entwicklung von Kindern ist, dass ihnen nicht alles durch die Erwachsenen vorgegeben wird - und sie auch mal nach Wegen suchen müssen, sich allein zu beschäftigen.
Neben der Kreativität fördert das gleichzeitig die Selbstständigkeit der Kinder. Sie lernen, mit dieser alltäglichen Frustration zu leben und dafür Lösungen zu finden. Kinder müssen also lernen, Langeweile zu einem gewissen Grad auch einmal auszuhalten.
Doch wie immer kommt es dabei auf die Dosis an. Kindern bewusst langweiligen Situationen auszusetzen, sieht Dr. Thomas Götz, Professor an der Universität Wien, etwa durchaus kritisch. Götz forscht im Bereich Bildungspsychologie zum Thema Langeweile.
"Ich halte nichts davon, Kinder grundsätzlich dazu zu bewegen, Langeweile auszuhalten. Eltern oder das Schulpersonal wirken einer Langeweile am besten durch ein individuelles Eingehen auf die Interessen und Fähigkeiten der Kinder entgegen", wird der Experte im AOK Gesundheitsmagazin zitiert.
Tipps: So finden Sie das "richtige" Maß an Langeweile
Um den richtigen Mittelweg zwischen "Freispiel" und Anregung für das Kind zu finden, hat die Mobil Krankenkasse ein paar hilfreiche Tipps zusammengestellt.
Langweile durchaus zulassen - aber das Kind nicht mit Langweile allein lassen: Anregungen für Beschäftigungen, die ein Kind dann eigenständig weiterentwickeln kann, können hier hilfreich sein.
Spielzeugfreie Zeit: Wenn statt Spielzeug auch mal Stoffreste, "Müll" oder Naturmaterialien zum Spielen angeboten werden, kann das die Kreativität von Kindern ankurbeln.
Mehr Freizeit: Sind Kinder rund um die Uhr verplant, fehlt ihnen schlichtweg die Zeit zur Langweile. Ein bis zwei feste Termine pro Woche reichen laut der Krankenkasse Kindern völlig aus.
Kinder bei täglichen Aufgaben integrieren: Wer sein Kind regelmäßig für leichtere Mitarbeit im Haushalt begeistern kann und dafür lobt, sorgt dafür, dass das Kind sich wichtig und wertvoll fühlt. Die beste Voraussetzung, um keine Langeweile aufkommen zu lasen.
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