Experten( )Wissen: Wie ungesund sind Energydrinks?

Dr. Anke Ehlers vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im exklusiven Interview

Energydrinks sollen Konsument*innen den schnellen Wachkick bringen und sind besonders in der jüngeren Zielgruppe beliebt. Dabei gibt es immer wieder Berichte über gesundheitliche Gefahren der koffeinhaltigen und süßen Getränke. Wann und für wen das gilt, erklärt Dr. Anke Ehlers vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gegenüber Yahoo Life.

Junge Frauen gehen aus und haben Drinks in der Hand
Energydrinks sind beim Feiern auch in Kombination mit Alkohol beliebt. (Foto: Getty)

Welche Inhaltsstoffe finden sich in den meisten Energydrinks?

Dr. Anke Ehlers: Die Rezeptur der Energydrinks kann je nach Hersteller unterschiedlich sein, weist aber meist die gleichen Grundstoffe auf. In der Regel enthalten Energydrinks neben Koffein Glucuronolacton, Taurin, Inosit und Zucker oder Süßungsmittel.

Wie viel Koffein dürfen Energydrinks enthalten?

Handelsübliche Energydrinks enthalten meist 320 mg Koffein pro Liter. Seit Juni 2013 gelten in Deutschland für Energydrinks nationale gesetzliche Höchstmengen für Koffein (320 mg pro Liter), Taurin (4.000 mg pro Liter), Inosit (200 mg pro Liter) und Glucuronolacton (2.400 mg pro Liter). Die genaue Menge des zugegebenen Koffeins muss vom Hersteller auf der Verpackung der Energydrinks angegeben werden. In anderen EU-Staaten können unterschiedliche Regelungen gelten.

Wie wirkt sich das auf den Körper aus?

Aufgrund des Koffeingehaltes haben Energydrinks, wenn sie in moderaten Mengen getrunken werden, eine anregende und aufputschende Wirkung. Sofern Energydrinks aber in größeren Mengen getrunken werden, kann dies gegebenenfalls zu erhöhten Koffeinaufnahmemengen führen, die sich negativ auf den Körper auswirken können. So kann es zu erhöhter Nervosität und Erregbarkeit, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüchen und Herzrasen kommen. Das Auftreten der unerwünschten Wirkungen hängt allerdings stark von der individuellen Empfindlichkeit gegenüber Koffein und der eingenommenen Dosis ab.

Für welche Personengruppen sind Energydrinks besonders gefährlich?

Für einige Personengruppen können erhöhte Koffeindosen zu besonderen gesundheitlichen Risiken führen. Dazu gehören Kinder, Schwangere, Stillende und koffeinempfindliche Personen wie zum Beispiel Menschen mit Herzkreislauferkrankungen. Diese Personengruppen sollten auf den Konsum von Energydrinks verzichten.

Schwangere Frau und Kind
Für Schwangere und Kinder sind hohe Koffeindosen gefährlich. (Foto: Getty)

Was sind die größten Risiken?

Unerwünschte Wirkungen von Energydrinks werden vermutlich vor allem durch das Koffein ausgelöst. Bei hohen Aufnahmemengen kann Koffein wie gesagt eine erhöhte Nervosität und Erregbarkeit, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche und Herzrasen auslösen. Über einen längeren Zeitraum kann ein übermäßiger Koffeinkonsum zu Herzkreislaufproblemen wie beispielsweise erhöhtem Blutdruck führen. Bei Schwangeren kann eine über längere Dauer erhöhte Koffeinzufuhr zu einem verminderten Wachstum des Fötus führen.

Was passiert, wenn Energydrinks mit Alkohol oder Sport kombiniert werden?

Aus Sicht des BfR können sich gesundheitliche Risiken ergeben, wenn Energydrinks in größeren Mengen und insbesondere in Zusammenhang mit größeren Mengen an Alkohol konsumiert werden. In der Vergangenheit wurden in einigen Fallberichten nach dem Konsum von Energydrinks, oft in Zusammenhang mit dem gleichzeitigen Verzehr von Alkohol, schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, teilweise mit Todesfolge, beschrieben. Ein kausaler Zusammenhang konnte bislang aber nicht nachgewiesen werden.

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Beim Sport ist es so, dass zuckerhaltige Energydrinks eine relativ hohe Zuckerkonzentration aufweisen können. Sie stellen deshalb zwar kurzfristig viel Energie bereit, durch den hohen Zuckeranteil kann jedoch die Flüssigkeitsaufnahme über den Verdauungstrakt verzögert sein. Da bei körperlicher Anstrengung das Durstgefühl erhöht ist, besteht außerdem das Risiko, dass Energydrinks in höheren Mengen verzehrt werden, sodass hohe Koffeinzufuhren resultieren können.

Junge Frau joggt
In Verbindung mit Sport sollte man mit Energydrinks ebenfalls vorsichtig sein. (Foto: Getty)

Die durch den Sport hervorgerufenen Effekte auf das Herzkreislaufsystem können dann möglicherweise durch die hohen Koffeinzufuhren negativ verstärkt werden. Moderate Koffeinzufuhren in Zusammenhang mit Sport sind gesundheitlich unbedenklich. So gibt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) an, dass für gesunde Erwachsene Einzeldosen von bis zu 200 mg Koffein kein gesundheitliches Risiko darstellen, auch wenn sie weniger als zwei Stunden vor intensiven körperlichen Anstrengungen konsumiert werden.

Gibt es beim Konsum unbedenkliche Mengen und ab wann wird es kritisch?

Bei einem Verzehr von drei Dosen Energydrinks (entsprechend 240 mg Koffein) innerhalb kurzer Zeit wird die für gesunde Erwachsene noch als sicher geltende Koffein-Einzeldosis von 200 mg überschritten. Gesundheitliche Risiken können sich daher ergeben, wenn diese Getränke in größeren Mengen konsumiert und dadurch hohe Koffeinmengen in einem kurzen Zeitraum aufgenommen werden.

Sollten Energydrinks bis zu einem gewissen Alter tabu sein?

Bisher existiert in Deutschland keine gesetzliche, an ein Mindestalter gebundene Abgabebeschränkung beim Verkauf von Energydrinks. Die EDKAR-Studie, ein gemeinsames Forschungsprojekt des BfR und der Berliner Charité, soll unter anderem Erkenntnisse dazu liefern, wie häufig und in welchen Mengen einige Jugendliche Energydrinks konsumieren und ob sich ein übermäßiger, langanhaltender Konsum von Energydrinks auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt.

Die Ergebnisse der Studie können als Entscheidungsgrundlage für die Bundesregierung dienen, ob gegebenenfalls weitere Maßnahmen nötig sind, um Kinder und Jugendliche vor einem übermäßigen Energydrink-Konsum besser zu schützen.

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Unsere Expertin: Dr. Anke Ehlers

Dr. Anke Ehlers forscht beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in der Fachgruppe Ernährungsrisiken, Allergien und Neuartige Lebensmittel in der Abteilung Lebensmittelsicherheit.

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