Experten()Wissen: Diese Lebensmittel sind gefährlich für Hunde
Hundebesitzer*innen kennen das: Gerade will man in einen Snack beißen, da blicken einen zwei Hundeaugen flehend an. Doch so hungrig der Hund auch dreinschaut - nicht jedes Futter ist für Hund und Mensch gleichermaßen geeignet. Manches kann für die Vierbeiner im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich sein. Durch welche Lebensmittel es am häufigsten zu Vergiftungen bei Hunden kommt, wie sich Hundebesitzer*innen dann verhalten sollten und wie man seinen Hund am besten schützt, erklärt Tierärztin Svenja Teichmann-Knorrn im Interview mit Yahoo Life.
Für seinen Vierbeiner will man nur das Beste – doch leider ist nicht alles, was uns schmeckt und gut tut, auch für Hunde geeignet. Dass vielen Menschen das nicht bewusst ist, erlebt Tierärztin Svenja Teichmann-Knorrn, die in einer großen Tierklinik in der Nähe von München arbeitet, immer wieder.
Birkenzucker führt zu gefährlicher Unterzuckerung
"Eine Sache, von der viele Hundebesitzer*innen nicht wissen, dass sie Hunden schadet, ist Xylit, auch Birkenzucker genannt. Diesen Zuckerersatzstoff verwenden vor allem ernährungsbewusste Menschen gern zum Backen oder Süßen. Er ist auch häufig in Süßigkeiten, Zahnpflegekaugummis, Mundspülung oder Zahnpasta enthalten", erklärt Svenja Teichmann-Knorrn im Interview.
Für Hunde kann Birkenzucker schon in kleinen Mengen gefährlich werden, da er bei ihnen zu einer starken Insulinausschüttung führt. Die Folge ist ein rapider Abfall des Blutzuckerspiegels auf ein lebensbedrohlich niedriges Niveau und eine gefährliche Unterzuckerung, eine sogenannte Hypoglykämie. Diese kann innerhalb von zehn Minuten bis zu einer Stunde nach dem Verzehr auftreten und zu Leberschäden oder sogar zum Tod führen. Auch in kleinen Mengen ist Birkenzucker für Hunde höchstgefährlich. Schon eine winzige Menge von 0,1 Gramm Xylitol pro Kilogramm Körpergewicht kann zu einem deutlichen Abfall des Blutzuckerspiegels führen. Als Faustregel gilt: Eine Dosis von etwa drei bis vier Gramm Xylit pro Kilogramm Körpergewicht ist für Hunde lebensbedrohlich.
Theobromin aus Schokolade und Kaffee
"Eine andere Sache, von der die meisten Hundebesitzer*innen wissen, dass Hunde sie nicht fressen dürfen, ist natürlich Schokolade. Die enthält Theobromin und das führt bei Hunden zu neurologischen Symptomen. Sie werden nervös, zittern, es kann zu Krämpfen kommen und im schlimmsten Fall sogar zum Tod. Das sind Vergiftungen, die wir regelmäßig sehen, vor allem in der Oster- und Weihnachtszeit. Auch Kaffee oder Schwarzer Tee können gefährlich werden. Denn auch die enthalten Theobromin", erzählt die Tierärztin. Die Schwere der Vergiftung hängt dabei von der aufgenommenen Menge und der Größe des Hundes ab. Bei Schokolade gilt: Je dunkler die Schokolade, desto mehr Theobromin. Schokolade mit hohem Kakaoanteil ist also gefährlicher als weiße oder Milchschokolade.
Alkoholvergiftung bei Hunden
Genauso wie Menschen können auch Hunde eine Alkoholvergiftung erleiden. Doch bei Hunden genügt schon eine deutlich geringere Menge Alkohol. "Natürlich gibt in der Regel kein Hundebesitzer einfach so seinem Hund Alkohol. Aber wenn im Sommer bei einem Grillfest eine Bowle mit leckeren süßen Früchten unbeobachtet auf dem Tisch steht, kann ein Hund schon mal auf den Geschmack kommen", so Svenja Teichmann-Knorrn.
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Auch Hefeteig ist gefährlich
Wo sich ebenfalls Alkohol versteckt: Hefeteig. Warum der besonders tückisch ist, erklärt uns die Tierärztin: "Hier entsteht durch die Gärung Alkohol, der normalerweise durchs Backen abgebaut wird. Aber im Rohzustand, solange der Teig noch gärt, enthält er Alkohol. Doch das ist nicht das einzige Problem. Befindet sich der rohe Teig erst mal im warmen Hundekörper, gärt er dort weiter. Es entsteht weiter Alkohol, was für die Alkoholvergiftung schlecht ist. Zusätzlich 'geht' der Teig, er wird also immer voluminöser. Das kann dann zusätzlich zu einer Magenüberladung führen." Die Symptome einer Alkoholvergiftung sind dieselben wie beim Menschen: schwankender Gang, Erbrechen bis hin zur Bewusstlosigkeit.
Die häufigste Vergiftungsquelle: Müll
Am häufigsten kommt es bei Hunden laut Svenja Teichmann-Knorrn durch Abfälle und Müll zu Vergiftungen. Das Problem: Wenn sich der Hund den Inhalt der Biomülltonne oder des Abfalls einverleibt hat, ist nicht klar, welches Lebensmittel genau die Vergiftung ausgelöst hat. Das erschwert die Behandlung.
Selbstgekochtes Futter mit Zwiebeln oder Knoblauch
Häufiger Vergiftungs-Auslöser sind laut Svenja Teichmann-Knorrn außerdem Zwiebeln oder Knoblauch. Die meisten Hunde würden eine Zwiebel oder eine Knoblauchzehe pur jedoch gar nicht fressen, so die Tierärztin: "Tatsächlich sehen wir das in der Klinik häufiger bei den Hunden, die selbstgekochte Nahrung bekommen. Manche Besitzer*innen meinen es gut und wollen ein bisschen Abwechslung schaffen. Zwiebeln werden beim Menschen ja auch viele positive Auswirkungen auf die Gesundheit nachgesagt. Aber sowohl Zwiebeln als auch Knoblauch können bei Hunden zu einer Schädigung der roten Blutzellen führen. Die sind dafür verantwortlich, dass Sauerstoff im Blut transportiert wird. Fressen die Hunde diese Lebensmittel, kommt es zu einer Blutarmut und im schlimmsten Fall zum Kreislaufversagen und sogar zum Tod des Tieres."
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Nierenversagen durch Weintrauben und Rosinen
Auch wenn sie die perfekte Leckerli-Größe haben - Weintrauben und Rosinen gehören ebenfalls zu den Lebensmitteln, die Hunde keinesfalls fressen sollten. Bei manchen Hunden können sie Durchfall, Erbrechen und sogar ein tödliches Nierenversagen auslösen. Auch wenn nicht alle Hunde auf die süßen Früchte reagieren, sollte man die Wirkung beim eigenen Hund lieber gar nicht erst ausprobieren, rät Svenja Teichmann-Knorrn. Aus wissenschaftlicher Perspektive ist noch unklar, warum genau Weintrauben und Rosinen bei manchen Hunden zu starken Reaktionen führen. Laut mehreren Studien können bereits zehn Gramm Weintrauben oder drei Gramm Rosinen pro Kilogramm Körpergewicht Vergiftungserscheinungen auslösen. Besonders gefährdet sind kleine Hunde, für die schon geringe Mengen gefährlich werden können.
Rohes Fleisch
Generell ist auch von rohem Fleisch als Hundefutter abzuraten. Rohes Schweinefleisch enthält möglicherweise das Aujeszky-Virus, das bei Hunden die "Pseudo-Tollwut", eine tödliche Erkrankung des Nervensystems, auslösen kann. "Das ist zum Glück eine Erkrankung, die wir in Deutschland nicht mehr oder so gut wie nicht mehr sehen. Grundsätzlich wäre ich mit rohem Fleisch jeglicher Art aufgrund der Infektionsgefahr aber vorsichtig", so die Tierärztin.
Solanin in rohen Auberginen und Tomaten
Genau wie für Menschen, sind auch für Hunde rohe Kartoffeln oder rohe Auberginen giftig. Sie enthalten Solanin, ein Wirkstoff, der das Nervensystem schädigt und Erbrechen und Durchfall auslöst. Auch Tomaten sollte man aus diesem Grund nicht an Hunde verfüttern. Tomaten enthalten im unreifen und grünen Zustand die höchste Menge Solanin.
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Macadamianüsse und Avocados
Auch Macadamianüsse und Avocados werden in der Fachliteratur als für Hunde gefährliche Lebensmittel genannt. In der Avocado findet sich der Inhaltsstoff Persin, der hauptsächlich im Kern konzentriert ist. Im Fruchtfleisch sind lediglich Spuren davon nachweisbar. Während Persin für den Menschen unbedenklich ist, kann der Verzehr der Frucht für empfindliche Hunde potenziell lebensbedrohlich sein. Auch der hohe Fettgehalt ist für Hunde problematisch.
Macadamianüsse führen bei vielen Hunden zu Bewegungsstörungen und Leberschäden. Auch Beeinträchtigungen des Nervensystems und des Magen-Darm-Traktes können auftreten. Bislang ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, welcher Inhaltsstoff dafür verantwortlich ist. Wie oft kommt es zu Vergiftungen mit diesen Lebensmitteln? Die Tierärztin ordnet ein: "Ich bin seit 12 Jahren Tierärztin und habe immer in großen Kliniken gearbeitet. Ich habe noch nie eine Avocado- oder Macadamianuss-Vergiftung gesehen." Trotzdem gilt: Diese beiden Lebensmittel besser nicht an Hunde verfüttern.
Um Hunde vor Vergiftungen durch Lebensmittel zu schützen, rät die Tierärztin:
Hundebesitzer*innen sollten sich informieren, welche Lebensmittel gefährlich für Hunde sind. Dafür eignet sich Fachliteratur oder ein Gespräch mit dem Tierarzt/der Tierärztin.
Lebensmittel, die gefährlich sind, immer außerhalb der Reichweite des Hundes aufbewahren und den Hund nicht unbeaufsichtigt mit bedenklichen Lebensmitteln lassen.
Schränke schließen, abschließbare Kompost- und Müllbehälter nutzen.
Training mit dem Hund, damit er auch draußen nicht alles frisst, was er am Boden findet.
Sollte Training nicht genügen, bieten Maulkörbe draußen Schutz, damit der Hund nichts vom Boden aufnehmen kann.
Richtiges Verhalten im Notfall
Wie sollte ich mich verhalten, wenn mein Hund trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein gefährliches Lebensmittel gefressen hat? Svenja Teichmann-Knorrn rät: "Erst mal den Tierarzt oder die Tierärztin anrufen. Ein klassischer Anruf bei uns ist immer: 'Mein Hund hat Schokolade gefressen!' Wir fragen, wieviel und winken dann ab, weil es etwa nur ein bisschen Milchschokolade war. Da sind keine Symptome zu erwarten. Anders würde ich mich zum Beispiel bei Rosinen verhalten, weil da eine wirklich gefährliche Vergiftung möglich ist. Dann sollte man den Hund unter ärztlicher Aufsicht erbrechen lassen. Man hat dafür aber nur ein enges Zeitfenster von zwei Stunden. Deswegen lieber immer einmal zu häufig den Tierarzt kontaktieren als einmal zu wenig."
Wer sich direkt mit dem Tier auf den Weg zur Praxis oder Klinik macht, sollte in diesem Fall das Fachpersonal dort vorwarnen: "Wenn man aus dem Auto schon mal kurz anruft und sagt: 'Ich bin auf dem Weg zu euch, mein Tier hat folgende Symptome und ich brauche schnell Hilfe', können wir wertvolle Sekunden und Minuten gewinnen und schon mal einen Raum oder bestimmte Instrumente vorbereiten. Das entscheidet manchmal über Leben und Tod."
Unsere Expertin:
Svenja Teichmann-Knorrn ist Oberärztin für Innere Medizin an der Tierklinik Oberhaching seit 2019.
Sie ist Fachtierärztin für Innere Medizin der Kleintiere, Diplomate ECVIM-CA (Internal Medicine)
Spezialisierung an der LMU München, University of Cambridge (UK), Purdue University und UC Davis (USA)
Besonderes Interesse: Intensiv- und Notfallmedizin, Uronephrologie (Harntrakt)
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