Überraschende Anwendungsmöglichkeiten für Aspirin
Und warum man Aspirin trotzdem nicht regelmäßig nehmen sollte
Wenn der Medikamentenname Aspirin fällt, denken viele Menschen sofort an Kopfschmerzen. Für die schnelle Linderung dieser sind die Tabletten bekannt. Doch Aspirin kann viel mehr, es gehört zu den weltweit erfolgreichsten Medikamenten – ist aber auch für nicht zu unterschätzende Nebenwirkungen bekannt.
Das vom Pharmakonzern Bayer AG vertriebene Arzneimittel hat bereits eine weit mehr als hundertjährige Geschichte zu verzeichnen. Bereits am 6. März 1899 wurde Aspirin von Friedr. Bayer & Co als Markenname eingetragen.
Seitdem hat die Wissenschaft immer neue Anwendungsmöglichkeiten für den darin enthaltenen, frei verkäuflichen Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) gefunden – so dass Aspirin immer wieder als wahres Wundermittel gehandelt wurde.
Während im Beipackzettel nur davon die Rede ist, dass die Arznei bei "leichten bis mäßig starken Schmerzen, wie z.B. Kopf-, Zahn-, oder Regelschmerzen und Fieber" anzuwenden ist, scheint das Medikament immer wieder neue bisher ungeahnte Möglichkeiten zu bieten.
Gut fürs Herz und nach einem Herzinfarkt
Erst Mitte vergangenen Jahres brachte eine Studie zu Aspirin neue Erkenntnisse. Die wurde auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in Amsterdam vorgestellt und besagt, dass eine tägliche Dosis Aspirin Patienten nach einem Herzinfarkt davor schützen könne, einen weiteren Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden.
Schon lange gilt die in Aspirin enthaltene Acetylsalicylsäure als eines der wichtigsten Herzmedikamente, da es der Bildung von Blutgerinseln entgegenwirkt. ASS verhindert, dass sich das Blut verdickt. Weiterer positiver Effekt: Ist das Blut dünn, gelangen Sauerstoff und Nährstoffe schneller in die Zellen.
Hilft bei Sonnenbrand
Wer einen Sonnenbrand früh bemerkt, kann mit zwei Aspirin-Tabletten mit jeweils 500 Milligramm Acetylsalicylsäure gegensteuern. Der Wirkstoff bremst das Verbreiten der durch den Sonnenbrand hervorgerufenen Entzündungsbotenstoffe und kann so Zellschäden vorbeugen.
Vernichtet Warzen, Verhornungen und Hühneraugen
Die in Aspirin enthaltene Salicylsäure hilft zudem beim Auflösen von Warzen, Hühneraugen und verhornten Hautstellen. Im Handel erhältliche Hühneraugenpflaster sind mit dem Wirkstoff getränkt.
Man kann sie aber auch ganz leicht selbst herstellen. Für die Behandlung werden – je nach Bedarf – ein bis drei Aspirin-Tabletten zu feinem Pulver zerdrückt und mit ein paar Tropfen Wasser oder Zitronensäure gemischt. Anschließend wird die Paste auf die Hautstelle aufgetragen und mit einem Pflaster oder einer Mullbinde abgedeckt. Die Paste dann ein bis zwei Tage einwirken lassen und den Vorgang mehrere Male wiederholen, bis sich Verhornung, Warze oder Hühnerauge leicht ablösen lässt. Bei dem Vorgang sollte man die Haut beobachten. Zeigen sich Hautreizungen, ist die Behandlung abzubrechen und ärztlicher Rat einholen.
Heilmittel bei Corona
Auch bei der Heilung von Corona wurde Aspirin wieder ins Spiel gebracht. Eine Studie aus den USA gab Hinweise darauf, dass Acetylsalicylsäure den Krankheitsverlauf bei Corona-Patienten positiv beeinflussen könne. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass erkrankte Personen, die mit dem Arzneistoff behandelt wurden, ein deutlich geringeres Risiko hatten, auf der Intensivstation zu landen, um beatmet zu werden oder am Virus zu sterben.
Lindert Migräne und andere Kopfschmerzen
Aspirin ist zudem ein beliebtes Mittel gegen Migräne. Das Medikament lindert nicht nur generell Kopfschmerzen, sondern kann auch Begleitsymptome wie Übelkeit Licht- und Lärmempfindlichkeit abmildern.
Auch wer auf einer Feier zu tief ins Glas geschaut hat, kann Kater-Kopfschmerzen am nächsten Morgen mit Aspirin entgegenwirken. Der darin enthaltene Wirkstoff hilft gegen den Schmerz und belastet nicht zusätzlich die Leber.
Wirkt bei Erkältungen und Fieber
ASS hilft auch bei Erkältungskrankheiten und Grippe, denn der Wirkstoff hat nicht nur schmerzstillende, sondern auch fiebersenkende und entzündungshemmende Eigenschaften. Das Portal Netdoktor erklärt, wie das funktioniert: "Die Wirkung beruht vor allem auf der Hemmung zweier Enzyme: der Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2. Diese sind wichtig für die Bildung bestimmter Entzündungsbotenstoffe (Prostaglandine) und die körpereigene Substanz Thromboxan A2, welche die Gerinnungsplättchen im Blut (Thrombozyten) aktiviert. Daher wirkt das Medikament entzündungshemmend und fiebersenkend und kann die Beschwerden sowohl bei Infekten als auch bei nicht-infektiösen Erkrankungen lindern."
Kann vor Krebs und dem Risiko daran zu sterben schützen
Seit langem erregen immer wieder neue Studien Aufsehen, dass ASS nicht nur vor Krebs schützen, sondern den Verlauf bei erkrankten Patienten positiv beeinflussen kann. So ergab etwa eine Analyse aus 51 Studien mit 69.224 Patienten, dass die tägliche Einnahme von ASS auch das Risiko, an Krebs zu sterben um 15 Prozent senken kann. Bei einer ASS-Einnahme länger als 5 Jahre wurde das Risiko sogar um 37 Prozent vermindert. Es gab eine präventive Wirkung für Frauen und Männer.
Aspirin – Wundermittel mit Risiken
Auch wenn Aspirin bei vielen gesundheitlichen Problemen hilfreich sein kann, raten Mediziner, ASS nicht regelmäßig oder vorbeugend täglich einzunehmen. Denn der Wirkstoff kann – wie auch der Beipackzettel verrät – viele unangenehme Nebenwirkungen auslösen, zu denen unter anderem auch Mikroblutungen im Magen-Darm-Bereich gehören. Die können im schlimmsten Fall tödlich enden. Besondere Vorsicht ist vor Operationen geboten, da Aspirin die Blutungszeit verlängern kann, wie Netdoktor berichtet. Deshalb sollten Betroffene vor einem Eingriff, ihren Arzt oder Narkosearzt über die Einnahme informieren.
Auch bei Magenschleimhautentzündungen oder Geschwüren im Magen-Darm-Bereich kann die Einnahme von Aspirin zu bedrohlichen Blutungen führen.
Grundsätzlich gilt deshalb: Aspirin sollte nie länger als drei bis vier Tage ohne ärztlichen Rat eingenommen werden.