Von wegen Nationalgericht: Wo Sauerkraut, Croissants und Spaghetti mit Tomatensoße eigentlich herkommen
Croissants kommen aus Frankreich, Spaghetti mit Tomatensoße aus Italien und Sauerkraut aus Deutschland – das weiß doch jedes Kind. Nur: Das stimmt nicht! Tatsächlich haben viele bekannte Gerichte einen anderen Ursprung, als wir alle denken. Wir verraten Ihnen, wo bekannte Nationalgerichte originär herkommen.
Viele Nationalgerichte kommen eigentlich woanders her – wer hätte das gedacht?!
Und da sieht man mal wieder: Es ist vollkommen egal, wo man herkommt. Letztlich kommt es auf die (inneren) Werte an. Bitte alle viel öfter dran denken.
1. Spaghetti mit Tomatensoße, Spaghetti Napoli oder Pasta al Pomodoro
Für viele ist es DER Klassiker der italienischen Küche: Spaghetti mit Tomatensoße – ein Nationalgericht, an deren italienischer Herkunft nie jemand gezweifelt hat. Dabei stammt das Gericht als solches wohl aus Frankreich. Zumindest wurde das Rezept erstmals im Jahr 1797 in einem französischen Kochbuch niedergeschrieben, während es in Italien erstmals im frühen 19. Jahrhundert in einem Kochbuch zu finden war. Daher müsste man statt Pasta al Pomodoro eher Pâtes à la Tomate bestellen.
2. Glückskekse
Na, wo bekommt man nach dem Restaurantbesuch häufig Glückskekse zugesteckt? Richtig, in Gaststätten mit chinesischer Küche. Doch die Forschung ist sich sicher, dass die Glückskekse als solches in Japan erfunden wurden. Der japanische Bäcker Takeshi Matsuhisu hat erklärt, dass mit Glücksbotschaften gefüllte Leckereien in Japan eine Tradition haben, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Laut der japanischen Historikerin Yasuko Nakamachi stammen die Glückskekse aus einer kleinen Familienbäckerei in Kyoto, wo die traditionellen Tsujiura Senbei, wie Glückskekse in Japan genannt werden, noch heute hergestellt werden. Eine Illustration aus dem Jahr 1878 zeigt zudem einen Bäcker bei der Herstellung von Glückskeksen. Wahr allerdings ist, dass die Kekse von Menschen mit chinesischen Wurzeln populär gemacht wurden – allerdings in Amerika.
3. Sauerkraut
Sauerkraut ist wohl eines der deutschesten Essen überhaupt – nicht umsonst werden wir heute noch im englischsprachigen Ausland manchmal abwertend als Krauts bezeichnet. Tatsächlich kam eingelegter Kohl aber „erst“ im 13. Jahrhundert nach Europa und Deutschland, und zwar durch Dschingis Khan. In China wurde der durch Milchsäuregärung konservierte Weißkohl schon Jahrhunderte vorher gegessen. Und auch in Griechenland kannte man das fermentierte bereits lange vor den Deutschen, es wurde bereits von Hippokrates lobend als gesund erwähnt. Fakt ist: Als deutsches Nationalgericht kann man Sauerkraut historisch gesehen nicht bezeichnen.
4. Croissant
Die französische Küche, eine der großen Weltküchen, ist ja für eine ganze Menge Gerichte bekannt: Von Baguette bis Camembert, von Crêpes bis Ratatouille, von Crème brûlée bis Cassoulet. Und ein Wahrzeichen des kulinarischen Frankreichs ist natürlich auch das Croissant. Das stammt allerdings ursprünglich aus Österreich und ist somit kein Nationalgericht Frankreichs. Im Jahr 1838 hat der österreichische Bäcker August Zang in Paris ein Geschäft eröffnet, und dort Wiener Hörnchen angeboten, die man heute als Croissants kennt, und die schnell von den französischen Kolleg*innen nachgebacken wurden. Entwickelt haben sich die Croissants seinerzeit aus österreichische Kipfeln – die wurden nämlich ebenfalls aus Blätterteig hergestellt.
5. Tempura
Wer es nicht weiß: Unter Tempura versteht man eine Zubereitungsvariante frittierter Speisen, die man vornehmlich aus der japanischen Küche kennt. Dabei werden meist Fisch-, Pilz- und Gemüsesorten mit einem Teigmantel aus Mehl, Ei und Eiswasser versehen und in heißem Öl schnell ausgebacken. Nur: Diese Zubereitungsart wurde Mitte des 16. Jahrhundert von Portugiesen nach Japan gebracht, die sich das Ganze wiederum von Chines*innen abgeschaut hatten. Tempura ist also mitnichten japanischen Ursprungs.
6. Caesar Salad
Die amerikanische Küche ist nicht unbedingt für Salate bekannt, außer für einen: den Caesar Salad. Doch hier müssen wir allen Amerikaner*innen leider sagen: Das Gericht wurde im mexikanischen Tijuana erfunden – wenn auch von einem Italo-Amerikaner. Dessen Name: Cesare Cardini. Der kam in Italien zur Welt, emigrierte in den Zwanzigerjahren dann in die USA und eröffnete während der Prohibition ein Restaurant in Tijuana. Als es am 4. Juli 1924, dem amerikanischen Nationalfeiertag, einen Ansturm auf das Lokal von US-Amerikanern gab, bot Cardini auf Basis der noch vorhandenen Zutaten einen Salat an, den er ganz bescheiden Caesar Salad nannte. Von da an schwappte das Gericht in die USA über. Seither kennt man es als US-amerikanisches Gericht, aber ein US-amerikanisches Nationalgericht ist es mitnichten.
7. Pommes frites
Was denken Sie, wer die Pommes Frites erfunden hat? Allein dem Namen nach vermutet man Franzosen dahinter, oder? (Obwohl man Pommes aufgrund der vielen Fast-Food-Ketten auch gerne mal in den USA verortet.) Es scheint aber, als seien Belgier die Erfinder dieses beliebten Essens – auch wenn die seinerzeit Französisch gesprochen haben. Im Ersten Weltkrieg sollen die frittierten Kartoffelstäbchen von Belgiern erfunden worden sein, US-amerikanische Soldaten sollen sie dabei beobachtet haben. Und weil diese eben Französisch sprachen, nannten die Männer das Gericht dann Pommes Frites. Dazu passt, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Pommes Frites in Belgien weltweit am höchsten ist. Hierzulande werden pro Jahr etwa 350.000 Tonnen Fritten verspeist – allerdings glücklicherweise nicht pro Kopf, sondern insgesamt.