Fakten vs. Mythen: Sommergrippe – gibt es sie überhaupt?
Der Hals kratzt, das Schlucken schmerzt, die Nase ist dicht und der Kopf dröhnt vom Fieber: Das Außenthermometer knackt die 30 Grad und trotzdem liegt man mit Schüttelfrost im Bett – ein klassischer Fall von Sommergrippe? Ob es dieses Phänomen wirklich gibt und wie sich diese Erkrankung von einer Influenza oder Erkältung unterscheidet, klären wir hier.
Der Begriff Erkältung legt nahe, dass Infekte vermehrt in der kalten Jahreszeit auftreten. Das stimmt insofern, als dass im Winter mehr Viren in der Luft sind und die Ansteckungsgefahr sich auch dadurch erhöht, weil wir uns öfter mit mehr Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten – wir erinnern uns an Corona… Doch im Vergleich zu einer Grippe sind bei einer herkömmlichen Erkältung die Symptome schwächer ausgeprägt, zudem tritt der Krankheitsbeginn eher schleichend und nicht plötzlich auf.
Zwar fallen sowohl die Erkältung als auch die Grippe in die Kategorie "Erkrankung der Atemwege" – beide gehen mit Halsschmerzen, Husten, Schnupfen einher – doch das war es dann auch mit den Gemeinsamkeiten. Eine Erkältung heilt in der Regel relativ schnell aus, wohingegen eine Grippe mehrere Wochen andauern und Folgeerkrankungen (am Herzen oder den Atemwegen) mit sich bringen kann.
Welche Viren lösen die Sommergrippe aus?
Die Sommergrippe zählt zu den grippalen Infekten, ist also keine klassische Influenza, sondern eine handfeste Erkältung. Ausgelöst wird die Sommergrippe durch die sogenannten Enteroviren; diese Erreger, die auch gegen sehr hohe Temperaturen resistent sind, vermehren sich im Darm, werden mit dem Stuhl ausgeschieden, weshalb eine Infektion – anders als bei den meisten anderen Viren – oft über eine Schmierinfektion erfolgt. Aber auch eine Tröpfcheninfektion durch Niesen oder Husten ist möglich.
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Ein spezielles Sommergrippe-Virus gibt es also nicht, doch vor allem eine Infektion mit Entero-, Coxsackie- und Echoviren, die an warme Temperaturen angepasst sind, führt zu einem grippalen Infekt, weshalb sich der (eher irreführende) Begriff "Sommergrippe" etabliert hat.
Sommergrippe – die Symptome
Meist beginnt die Sommergrippe mit einer laufenden Nase, Heiserkeit und kratzendem Hals, Kribbeln in der Nase und allgemeinem Unwohlsein. Auch ein Anschwellen der Lymphknoten im Gesicht oder Halsbereich kann auftreten. Typisch für die Sommergrippe: Die Infektion mit Enteroviren kann Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall und Erbrechen auslösen, bei Kindern lässt sich auch häufig eine Bindehautentzündung beobachten. Fieber, das aber im Vergleich zur Influenza weniger hoch ist, sowie Kopf- und Gliederschmerzen können ebenfalls Symptome sein.
Vor allem bei Menschen mit schwachem Immunsystem oder Säuglingen ist im Bezug auf die Sommergrippe Vorsicht geboten, da Enteroviren auch weitere Krankheiten auslösen können; dazu gehören Herpangina (schmerzhafte Aphten im Mund und Rachen), die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (mit Fieber sowie Ausschlag an Händen und Füßen) und, wenn auch glücklicherweise seltener, Herz-, Hirnhaut- und Gehirnentzündungen. Durch das geschwächte Immunsystem treten zudem auch sogenannte Sekundärinfektionen wie eine Mittelohr- oder Lungenentzündung schneller auf.
Grundsätzlich wird die Sommergrippe, ähnlich wie eine Erkältung, durch viel Ruhe am besten auskuriert. Um die Symptome zu lindern, helfen warmer Tee (schleimlösend wirken z.B. Kräutertees mit Thymian oder Salbei), das Inhalieren zur Befreiung der Atemwege, Hustensaft und gegebenenfalls auch fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente. Sofern es der Allgemeinzustand zulässt, sind auch frische Luft und moderate Bewegung gut, um die körpereigene Abwehr zu unterstützen.
Krank im Sommer – kann man grippalen Infekten vorbeugen?
Krank zu sein ist nie schön und kommt immer ungelegen. An einem wunderschönen Sommertag im Bett statt am Badesee zu liegen, ist nochmal unangenehmer – doch lässt sich eine Infektion irgendwie vermeiden? Wie bei allen Viruserkrankungen, aber gerade durch die Gefahr der Schmierinfektion, spielt in Bezug auf die Sommergrippe die Hygiene eine große Rolle, sprich regelmäßiges Händewaschen (mit Seife und vor allem nach dem Gang zur Toilette!) sowie Husten und Niesen in die Armbeuge.
Zu vermeiden sind auch Zugluft, Ventilatoren und zu kalt eingestellte Klimaanlagen – diese heftigen Temperaturunterschiede belasten den Körper, trocknen die Schleimhäute aus und Krankheitserreger können sich leichter festsetzen.
Grundsätzlich gilt: Die beste Maßnahme, um Erkrankungen vorzubeugen, ist die Stärkung des Immunsystems. Bewegung und Sport an der frischen Luft, eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen und Mineralstoffen, ausreichend Schlaf und wenig Stress sorgen für stabile Abwehrkräfte.
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