Können Mückenstiche in Deutschland gefährlich werden?

In anderen Ländern sind Mücken gefährliche Krankheitsüberträger - welche Gefahren drohen hier?

Mückenstiche sind nervig, aber sind sie in unseren Breiten auch gefährlich? (Symbolbild: Getty Images)
Mückenstiche sind nervig, aber sind sie in unseren Breiten auch gefährlich? (Symbolbild: Getty Images)

Störender Juckreiz und rötliche Schwellungen: Mückenstiche sind hierzulande in erster Linie lästig. In anderen Ländern stellen die Stiche der kleinen Insekten eine unter Umständen tödliche Gefahr dar, da Mücken beim Stich nicht nur Blut saugen, sondern zu dessen Gerinnung auch einen Protein-Cocktail unter die Haut injizieren. Der löst nicht nur die Ausschüttung von Histamin und damit den so nervigen Juckreiz aus, sondern kann auch verschiedene Krankheitserreger von Mensch zu Mensch übertragen und damit Tropenkrankheiten wie Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber, Gelbfieber, Zika-Fieber oder Malaria auslösen. Weltweit zeichnen die Folgen von Mückenstichen laut Statista also für mehr als 725.000 Todesfälle verantwortlich.

Touristen in Ländern, in denen diese Krankheiten grassieren, sollten sich dessen bewusst sein. Doch können Mückenstiche auch in Deutschland gefährlich werden, indem sie Allergien auslösen, sich entzünden oder sogar ebenfalls gefährliche Krankheiten übertragen?

Während die Lage in anderen Ländern, in denen Malaria oder Dengue-Fieber verbreitet sind, eindeutig ist, tappt die Forschung hierzulande noch im Dunkeln, welche Krankheiten konkret von Mücken übertragen werden. Theoretisch ist das jedoch möglich: "In Deutschland leben Mückenarten, die Krankheitserreger wie Viren oder Nematoden (Würmer) übertragen können", erklärt Dr. Doreen Werner, Mückenexpertin vom Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg, der Apotheken Umschau. Noch wird davon ausgegangen, dass einheimische Mücken in der Regel keine Krankheitserreger übertragen.

Durch Klimawandel und Globalisierung haben sich in den vergangenen Jahren bestimmte Arten wie die Asiatische Tigermücke und die Asiatische Buschmücke in Deutschland breitgemacht, die bekannt dafür sind, unter anderem das Dengue-Fieber übertragen zu können. Die Erreger hierfür tragen die Mücken allerdings nicht automatisch mit sich, sondern müssten diese erst durch einen anderen Menschen in sich aufnehmen, was hierzulande kaum passieren wird. "Gefährlich würden diese Arten erst dann werden können, wenn sie auf einen Menschen treffen, der beispielsweise an Dengue-Fieber erkrankt ist, diesen stechen, dann die Viren aufnehmen und den Erreger später an das nächste Opfer weitergeben", betont Werner.

Bei Dengue-Fieber meldet das Robert Koch Institut bislang ausschließlich von Menschen eingeschleppte Infektionen, meist aus Südostasien. Eine Übertragung innerhalb von Deutschland - sei es durch Mücken oder einen anderen Infektionsweg - ist bislang nicht bekannt. Auch eine Tigermücke verursacht bei einem Stich zunächst also erstmal Juckreiz.

Eine größere - wenn auch immer noch recht geringe - Gefahr besteht durch Bakterien und Erreger, die sich auf unserer Haut befinden und durch den Stich ins Blut gelangen können. Kratzen erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit einer Infektion, die im schlimmsten Fall zur Blutvergiftung führen kann. Bei jedem offenen Stich ist es also ratsam, die Stelle zu desinfizieren und die Finger(nägel) von dem Stich zu lassen. Unmittelbar nach dem Stich hilft Erwärmen, um die Proteine der Mücken zu zersetzen - ist die Rötung schon länger da, hilft eher Kühlen gegen den Juckreiz.

Auch eine allergische Reaktion durch einen Mückenstich ist möglich. "In Deutschland gibt es etwa 52 Mückenarten. Jede einzelne produziert ihr eigenes Protein-Gemisch. Und jedes Mal wieder reagiert das Immunsystem", so Werner. Anders als bei Bienen- oder Wespenstichen verläuft diese Allergie jedoch kaum jemals gefährlich in Form von Atemnot oder einem anaphylaktischen Schock - laut der Expertin sind weltweit nur wenige solcher Fälle dokumentiert. Stattdessen äußert sich eine allergische Reaktion auf Mückenstiche meist in stärker geröteten Einstichstellen, die umso mehr jucken.

In den meisten Fällen sind Mückenstiche also hierzulande weiterhin vor allem eines: Äußerst lästig.