Verlassene Orte in Europa: Das sind die schaurigsten Geisterstädte

Faszinierende Ruinen Europas in Bildern. (Bild: Chris McGrath/Getty Images)
Faszinierende Ruinen Europas in Bildern. (Bild: Chris McGrath/Getty Images)

In zahlreichen Ländern Europas gibt es ganze Siedlungen, die dem Verfall überlassen wurden und mittlerweile zu Ruinen verkommen sind. Seien es vergessene Orte in militärischen Sperrzonen, stillgelegte Minenstädte, oder Dörfer, die durch Krieg und Katastrophen zerstört wurden: Hier haben wir eine Auswahl der unheimlichsten und doch spektakulärsten Geisterstädte zusammengestellt…

Skrunda-1, Lettland

Skrunda-1. (Bild: Roberts Vicups/Shutterstock)
Skrunda-1. (Bild: Roberts Vicups/Shutterstock)

Skrunda-1 verbirgt seit seinem Bau 1963 viele Mysterien. Die heutige Geisterstadt in Lettland zählte zu mehreren Geheimstädten, die die Sowjetunion im Kalten Krieg zu militärischen Zwecke errichten ließ. In dem Ort, der etwa 150 Kilometer von der Hauptstadt Riga entfernt liegt, lebten einst rund 5.000 Menschen, vor allem Soldaten und Wissenschaftler mit ihren Familien. Skrunda-1 diente als Frühwarnsystem zur Erkennung von Atomraketen.

Skrunda-1, Lettland

Skrunda-1. (Bild: ILMARS ZNOTINS/AFP/Getty Images)
Skrunda-1. (Bild: ILMARS ZNOTINS/AFP/Getty Images)

Der Zerfall der Sowjetunion 1991 bedeutete auch das Ende der Geheimstädte und so wurde Skrunda-1 damals aufgegeben. Heute liegt die Radarstation mit ihren Bunkern, Wohnblöcken, Fabriken und anderen Gebäuden in Ruinen, von denen eine unheimliche Stimmung ausgeht.

Skrunda-1, Lettland

Skrunda-1. (Bild: ILMARS ZNOTINS/AFP/Getty Images)
Skrunda-1. (Bild: ILMARS ZNOTINS/AFP/Getty Images)

Nach Jahren des Verfalls und mehreren geplatzten Verkäufen kaufte die lettische Regierung 2015 das Gelände. Es gab sowohl Pläne zur touristischen als auch industriellen Nutzung, doch bislang wird die Geisterstadt weiter als militärisches Übungsgelände genutzt.

Kayaköy, Türkei

Kayaköy. (Bild: James Kerwin/Shutterstock)
Kayaköy. (Bild: James Kerwin/Shutterstock)

Die verlassenen Häuser von Kayaköy klammern sich an die Hänge des Taurusgebirges im Südwesten der Türkei. In den 1920er-Jahren kam das Leben in dem Dorf zum Stillstand. In glücklicheren Zeiten lebten in der damals Levissi genannten Stadt etwa 10.000 Menschen, sowohl Christen als auch Muslime. 1923 aber wurden die Menschen im Zuge ethnischer Säuberungen aus ihren Häusern vertrieben und die griechischen Einwohner verbannt, viele von ihnen flohen nach Kreta. 1957 beschädigte ein schweres Erdbeben die weitgehend verlassenen Stadt. Rund 350 Häuserruinen sind aber noch heute zu sehen.

Kayaköy, Türkei

Kayaköy. (Bild: ihsan Gercelman/Shutterstock)
Kayaköy. (Bild: ihsan Gercelman/Shutterstock)

Heute ist Kayaköy, was so viel wie "Felsdorf" bedeutet, ein Museumsdorf. Seine unter Denkmalschutz stehenden Ruinen sollen an das dunkle Kapitel in der griechisch-türkischen Geschichte erinnern. Am höchsten Punkt des Dorfes überragen die Ruinen eines Klosters die verfallenen Häuser und geben den Blick auf das tiefblaue Wasser in der Bucht von Ölüdeniz frei.

Kayaköy, Türkei

Kayaköy. (Bild: Dogukan Karakoc/Shutterstock)
Kayaköy. (Bild: Dogukan Karakoc/Shutterstock)

Viele der Ruinen von Kayaköy lassen sich noch genau zuordnen, etwa, ob es sich um die Schule, ein Café oder eine Kirche handelt. In der Kirche in der Unterstadt, einer von zwei Kirchen des Ortes, erinnern die verblassten Wandmaelreien und gewölbte Decken an die friedlichen Zeiten in Kayaköy. In der Kirche liegen unheimlicherweise auch alte menschliche Überreste begraben.

Sfendili, Griechenland

<p>Georgios Tsichlis/Shutterstock</p>
Sfendili. (Bild: Georgios Tsichlis/Shutterstock)

Je nach Wasserstand am Aposelemis-Damm kommt dieses unheimliche Dorf auf der griechischen Insel Kreta zum Vorschein. Nach starken Regenfällen im Winter stehen die Straßen und Häuser der Geisterstadt Sfendili unter Wasser. Im Sommer tauchen die versunkenen Ruinen häufig auf.

Sfendili, Griechenland

Sfendili. (Bild: Georgios Tsichlis/Shutterstock)
Sfendili. (Bild: Georgios Tsichlis/Shutterstock)

2012 wurde im Nordosten Kretas ein Damm gebaut, weshalb die Bewohner im nahegelegenen Sfendili ihre Häuser räumen mussten und das Dorf vom Stausee überflutet wurde. Manchmal taucht das weiße Kreuz auf dem roten Ziegeldach der Kapelle von Agios Theodoros aus dem Wasser auf, als wolle es vor dem Unheil warnen. Ein unheimlicher Anblick ist das versunkene Dorf aber bei jedem Wasserstand.

Tyneham, England

Tyneham. (Bild: Casper Farrell/Shutterstock)
Tyneham. (Bild: Casper Farrell/Shutterstock)

Eine traurige Stimmung geht von den Ruinen dieser Vorkriegssiedlung in Großbritannien aus. Bis Dezember 1943 war Tyneham ein verschlafenes kleines Dorf im englischen Dorset, doch dann zwangen britische Soldaten die Bewohner ihre Sachen zu packen und ihr Zuhause zu verlassen. Die Evakuierung sollte eigentlich nur vorübergehend sein, allerdings durften die Dorfbewohner auch nach Kriegsende nicht in ihre Häuser zurückkehren. Das Gebiet wurde weiter für militärische Zwecke genutzt.

Tyneham, England

Tyneham. (Bild: DavidYoung/Shutterstock)
Tyneham. (Bild: DavidYoung/Shutterstock)

Bis heute liegt das leblose Dorf mit seinen verwucherten Häusern in einer Sperrzone der Armee, kann aber normalerweise auf Führungen besichtigt werden. Zu den faszinierenden Relikten von Tyneham gehören diese alte Telefonzelle und ein Klassenzimmer, in dem noch die Namensschilder der Kinder über den Kleiderhaken zu lesen sind. An der Tür der Kirche prangt noch eine Notiz der Dorfbewohner, in der die Armee gebeten wird, sich gut um das Dorf zu kümmern.

Esco, Spanien

Esco. (Bild: Francisco Javier Gil/Shutterstock)
Esco. (Bild: Francisco Javier Gil/Shutterstock)

Ein weiteres Dorf, dessen Schicksal durch den Bau eines Staudamms besiegelt wurde, ist Esco im Nordosten von Spanien. Heute sind die verlassenen Ruinen auf einem Hügel in der Sierra de Leyre nahe dem Yesa-Stausee ein schauriger Anblick. Seit dem 12. Jahrhundert war das Dorf bewohnt, doch 1960 mussten die Menschen ihre Häuser räumen.

Esco, Spanien

Esco. (Bild: Tande/Shutterstock)
Esco. (Bild: Tande/Shutterstock)

Ein paar hart gesottene Bewohner blieben im Dorf, das heute aber größtenteils verfallen ist und nur gelegentlich von ein paar wenigen Touristen besucht wird. Es ist ein trostloser Ort: Überall liegen Trümmer zwischen den alten Häusern verstreut, die Dächer sind längst eingestürzt und nur noch ein paar wenige Holzbalken ragen aus den baufälligen Gebäuden heraus. Die Dorfkirche des San Miguel steht gerade noch so.

Hirta, Schottland

Hirta. (Bild: Martin Payne/Shutterstock)
Hirta. (Bild: Martin Payne/Shutterstock)

Hirta ist die größte der abgelegenen St.Kilda-Inseln am äußersten Rand der Äußeren Hebriden vor Nordwestschottland. Historiker gehen davon aus, dass die Insel etwa 2.000 Jahre lang besiedelt gewesen war, bevor sie in den 1930er-Jahren aufgegeben wurde. Das Leben muss hart gewesen sein, war Hirta doch die einzige bewohnte Insel des Archipels. Ab Ende des 19. Jahrhunderts stellte der zunehmende Tourismus jedoch eine Bedrohung für den traditionellen Lebensstil der Inselbewohner dar.

Hirta, Schottland

Hirta. (Bild: Martin Payne/Shutterstock)
Hirta. (Bild: Martin Payne/Shutterstock)

Die Siedlung auf Hirta bestand für Hunderte Jahre. Versuche, die Insel zu modernisieren, scheiterten und die Häuser, die Ende des 19. Jahrhunderts gebaut worden waren, hielten dem schonungslosen Wetter von St. Kilda nicht stand. Die Bewohner verließen die Insel und so lebte in den 1930er-Jahren niemand mehr auf Hirta. Heute können Besucher normalerweise durch die Ruinen streifen und die verfallenen Steinhäuser besichtigen. Die einzigen Bewohner der einsamen Insel sind nun Seevögel wie Papageientaucher und Tölpel und die Soayschafe, die überall auf den Hügeln grasen.

Pyramiden, Norwegen

Pyramiden. (Bild: Fredy Thuerig/Shutterstock)
Pyramiden. (Bild: Fredy Thuerig/Shutterstock)

Mit den kargen Felsen im Hintergrund wirkt diese abgeschiedene Geisterstadt nördlich des Polarkreises noch unheimlicher. Errichtet für die Kohleförderung war Pyramiden einst die größte Siedlung auf Spitzbergen. Mehr als 50 Jahre lang wurde an dem unwirtlichen Ort gelebt und gearbeitet, in den 1980er-Jahren hatte die Stadt rund 1.000 Einwohner. Die 1910 von Schweden gegründete Mine wurde 1927 an die Sowjetunion verkauft und so entstanden die typischen Gebäude im Ostbaustil. Bis 1998 wurde in Pyramiden Kohle abgebaut, doch dann waren die Ressourcen erschöpft und die Siedlung wurde aufgegeben.

Pyramiden, Norwegen

Pyramiden. (Bild: Christian Faludi/Shutterstock)
Pyramiden. (Bild: Christian Faludi/Shutterstock)

Da die Bergleute viele Alltagsgegenstände zurückließen, bietet sich in Pyramiden ein faszinierender Einblick in das Leben der Arbeiter und ihrer Familien. Von Kaffeetassen bis fein säuberlich gefalteter Kleidung finden sich in den Wohnblöcken noch zahlreiche Relikte längst vergangener Zeiten. Selbst eine Lenin-Büste gibt es noch zu sehen und im ehemaligen Konzertsaal von Pyramiden steht ein alter Flügel. Das arktische Klima, in dem sich Eisbären und zahlreiche Seevögel zu Hause fühlen, hat die Geisterstadt erstaunlich gut erhalten.

Oradour-sur-Glane, Frankreich

Oradour-sur-Glane. (Bild: IvoAntoniedeRooij/Shutterstock)
Oradour-sur-Glane. (Bild: IvoAntoniedeRooij/Shutterstock)

Die verwitterten Ruinen dieses Dorfes in der französischen Region Limousin sind nahezu unberührt geblieben, um an die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs zu erinnern. Im Juni 1944 verübte die SS ein schreckliches Massaker auf Oradour-sur-Glane. Die Bewohner wurden in der Dorfkirche und den Scheunen zusammengepfercht und brutal ermordet. 642 Menschen starben an jenem düsteren Tag, darunter viele Frauen und Kinder. Die Häuser brannten nieder.

Oradour-sur-Glane, Frankreich

Oradour-sur-Glane. (Bild: Pierre-Olivier/Shutterstock)
Oradour-sur-Glane. (Bild: Pierre-Olivier/Shutterstock)

Über 75 Jahre später bilden die gespenstischen Überreste des Dorfes ein bewegendes Denkmal für die Verstorbenen. Verrostete Autowracks, darunter der Peugeot 202, der dem damaligen Bürgermeister gehörte, finden sich noch immer zwischen den Trümmern. Nähmaschinen, Krüge und Pfannen liegen in den Ruinen verstreut. Um den Altar der Kirche sind bis heute die Einschusslöcher von damals zu erkennen. Das Museum von Oradour-sur-Glane beherbergt weitere Überreste aus der damaligen Zeit und gibt einen bewegenden Einblick in das Dorfleben vor den Gräueltaten.

Humac, Kroatien

Humac. (Bild: Alexey Fedorenko/Shutterstock)
Humac. (Bild: Alexey Fedorenko/Shutterstock)

Dieses verlassene Hirtendorf aus dem 17. Jahrhundert befindet sich in den dichten Wäldern der kroatischen Insel Hvar in der Nähe von Jelsa. Die Ruinen der alten Steinhäuser von Humac sind ein stimmungsvoller Ort, der einen eindringlichen Einblick in das frühere Leben in Dalmatien gibt. Vom Hügel, auf dem sich das Geisterdorf befindet, kann man bis zur Nachbarinsel Brac hinübersehen.

Humac, Kroatien

Humac. (Bild: Bayazed/Shutterstock)
Humac. (Bild: Bayazed/Shutterstock)

Alles, was von Humac noch übrig ist, sind ausgetrocknete Brunnen, verwitterte Holzfässer und eingestürzte Steinmauern. Unter den Ruinen befindet sich auch eine alte Dorfkirche. Der schaurig-schöne Charme des verfallenen Dorfes ist Touristen nicht entgangen. Einige der alten Häuser werden inzwischen zu Ferienunterkünften umgebaut. Ganz in der Nähe gibt es eine traditionelle Konoba (Taverne), die im Sommer normalerweise geöffnet ist.

Spinalonga, Griechenland

Spinalonga. (Bild: photoff/Shutterstock)
Spinalonga. (Bild: photoff/Shutterstock)

Erleuchtet von der Sonne und umgeben vom azurblauen Meer der Ägäis mag diese unbewohnte Insel vor Kreta geradezu idyllisch wirken, dabei hat sie eine dunkle Vergangenheit. Spinalonga wurde ab Anfang des 20. Jahrhunderts als Leprakolonie genutzt. Hunderte Erkrankte, um die sich angeblich nur ein einziger Arzt sporadisch kümmerte, wurden in die Festung aus dem 16. Jahrhundert verbannt. Bis 1957 wurden die Menschen hier isoliert. Die Insel war die letzte Leprakolonie Europas.

Spinalonga, Griechenland

Spinalonga. (Bild: Mauritania/Shutterstock)
Spinalonga. (Bild: Mauritania/Shutterstock)

Nachdem eine Behandlung für Lepra gefunden worden und die Kranken von Spinalonga geheilt worden waren, wurde die Festung auf der Insel dem Verfall überlassen. Bis zu den 1980er-Jahren war Spinalonga so gut wie vergessen, bis die englische Autorin Victoria Hislop ihren Roman "The Island" darauf spielen ließ. Heute kommen normalerweise Touristen aus der ganzen Welt, um durch die Ruinen zu streifen und die dunkle Vergangenheit der Insel zu erkunden.

Spinalonga, Griechenland

Spinalonga. (Bild: Anton Chygarev/Shutterstock)
Spinalonga. (Bild: Anton Chygarev/Shutterstock)

Zu den ergreifendsten Sehenswürdigkeiten auf Spinalonga gehört das sogenannte Dante-Tor, das die Leprakranken passieren mussten, als sie auf die Insel kamen. Die imposante Festung wurde im 16. Jahrhundert von den Venezianern erbaut und im 18. Jahrhundert von den Osmanen erweitert. Auf der Insel befindet sich ein kleiner Friedhof, auf dem mehrere Leprakranke begraben liegen.

Sanguinho, Azoren, Portugal

Sanguinho. (Bild: Seamer/Shutterstock)
Sanguinho. (Bild: Seamer/Shutterstock)

Der Aufstieg von Faial da Terra zu den Ruinen des Geisterdorfes Sanguinho auf der Azoreninsel São Miguel ist ziemlich steil. Die abgelegene Siedlung wurde in den 1970er-Jahren aufgegeben, als sich die Bewohner entschlossen, näher an die Zivilisation zu ziehen. Einige verließen sogar ganz die kleine Vulkaninsel im Atlantik und wanderten nach Amerika aus. Noch heute sind die Überreste von rund 20 Häusern und einem Bauernhof zu sehen, zwischen denen sich ein Pfad zum Wasserfall von Salto do Prego hindurch schlängelt. Inzwischen werden einige Häuser sogar wieder aufgebaut.

Döllersheim, Österreich

Döllersheim. (Bild: Matt Ledwinka/Shutterstock)
Döllersheim. (Bild: Matt Ledwinka/Shutterstock)

Als Nazi-Deutschland 1938 Österreich annektierte, ordnete Adolf Hitler die Zwangsräumung von Döllersheim an. Aus der Kleinstadt im Norden Österreichs wurde ein Ausbildungszentrum der Nazis. 1941 wurden die Häuser bei einer Übung bombardiert. Dabei hatte Hitler eine persönliche Verbindung zu Döllersheim: Sein Vater Alois war in der Gemeinde geboren worden und bei der Pfarre Döllersheim ließ er sein Geburtsregister ändern. Er gab seinen Stiefvater Johann Georg Hiedler als seinen leiblichen Vater an und änderte seinen Nachnamen in Hitler. Das Grab von Hitlers Großmutter väterlicherseits, Maria, befindet sich ebenfalls im Dorf.

Döllersheim, Österreich

Döllersheim. (Bild: GuentherZ/Wikimedia/CC BY 3.0)
Döllersheim. (Bild: GuentherZ/Wikimedia/CC BY 3.0)

Nach Kriegsende besetzte die Sowjetarmee das Übungsgelände von Döllersheim, das bis heute eine militärische Sperrzone geblieben ist, inzwischen für das österreichische Bundesheer. Heute sind die Überreste des Hauptplatzes der Stadt sowie die gespenstischen Ruinen einiger Kirchen und umliegender Friedhöfe wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Alt-Perithia, Griechenland

Alt-Perithia. (Bild: Tim Graham/Getty Images)
Alt-Perithia. (Bild: Tim Graham/Getty Images)

Die grüne griechische Insel Korfu steckt voller Überraschungen, aber nur wenige sind so faszinierend wie die Ruinen von Alt-Perithia. Die ersten Häuser des heute verfallenen Bergdorfes wurden im 14. Jahrhundert gut versteckt in den Bergen erbaut, wo die Bewohner Zuflucht vor Piraten suchten. Historiker gehen davon aus, dass Alt-Perithia eine der ältesten Siedlungen der Insel war, die seit dem Jahr 700 v. Chr. besiedelt ist. Zu Blütezeiten lebten in dem Dorf am höchsten Berg der Insel, Pantokrator, rund 1.200 Menschen.

Alt-Perithia, Griechenland

Alt-Perithia. (Bild: Tim Graham/Getty Images)
Alt-Perithia. (Bild: Tim Graham/Getty Images)

In den 1960er-Jahren zog es die Dorfbewohner jedoch weg an die Küste, da dort der Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden war. Die Überreste der Siedlung liegen heute gut versteckt zwischen Weinreben, Olivenbäumen und alten Eichen. Allerdings verliebte sich ein britisch-niederländisches Ehepaar in das vergessene Dorf und baute drei der alten Häuser zu einer charmanten Gästepension um. Somit ist in die Geisterstadt wieder Leben eingekehrt.

Craco, Italien

Craco. (Bild: illpaxphotomatic/Shutterstock)
Craco. (Bild: illpaxphotomatic/Shutterstock)

Eine der spektakulärsten Geisterstädte Europas befindet sich auf einem Hügel in der süditalienischen Region Matera. Das Gebiet um das verlassene Dorf Craco war schon im 8. Jahrhundert v. Chr. besiedelt, doch die meisten der heutigen Ruinen stammen aus dem Mittelalter. Im Laufe der Jahrhunderte machte die Natur den Einwohnern immer wieder das Leben schwer: So hatten die Dorfbewohner mit Seuchen, Überschwemmungen, Erdrutschen und Erdbeben zu kämpfen.

Craco, Italien

Craco. (Bild: RobertoRicco/Shutterstock)
Craco. (Bild: RobertoRicco/Shutterstock)

Craco hatte sogar die Pest im 17. Jahrhundert überstanden, die die Einwohnerzahl dramatisch schrumpfen ließ. Es waren jedoch die Erdrutsche in den 1950er- und 1970er-Jahren, die die Menschen letztendlich dazu zwangen, ihr Dorf aufzugeben und an einen sichereren Ort umzusiedeln. Heute sprießt Unkraut aus den Mauern der Geisterstadt. Touristen können den unheimlichen Ort normalerweise auf Führungen erkunden. Die Ruinen sind auch eine beliebte Kulisse für Film und Fernsehen. So wurden zum Beispiel Szenen für den "James Bond"-Film "Ein Quantum Trost" in Craco gedreht.

Akarmara, Abchasien

Akarmara. (Bild: Vladimir Mulder/Shutterstock)
Akarmara. (Bild: Vladimir Mulder/Shutterstock)

Akarmara in Abchasien ist eine weitere Bergbaustadt aus der Sowjetzeit, die zu einer atmosphärischen Geisterstadt verfiel. Die umstrittene Region an der georgischen Schwarzmeerküste war einst ein beliebtes Urlaubsziel bei wohlhabenden Russen, bis 1992 ein verheerender 13-monatiger Bürgerkrieg ausbrach. Akarmara wurde wie viele andere Städte aufgegeben. Heute dringt der Wald immer weiter in die Ruinen vor, die bereits längst vergessen sind.

Akarmara, Abchasien

Akarmara. (Bild: ConstantineVladimirovich/Shutterstock)
Akarmara. (Bild: ConstantineVladimirovich/Shutterstock)

Zur Blütezeit hatte Akarmara rund 5.000 Einwohner, doch der Krieg und der wirtschaftliche Wandel führten zum unvermeidlichen Niedergang der Stadt. Laub bedeckt die hohen Wohnblöcke, aus den Brücken sprießt Moos und auf den Straßen rosten alte Autowracks vor sich hin. Obwohl der Ort völlig verlassen erscheint, heißt es, dass immer noch 38 Menschen in den verfallenden Überresten der ehemaligen Bergbaustadt leben.

Belchite, Spanien

Belchite. (Bild: GERARD JULIEN/AFP/Getty Images)
Belchite. (Bild: GERARD JULIEN/AFP/Getty Images)

Die Geisterstadt Belchite in der spanischen Provinz Saragossa erinnert ergreifend an die Schrecken des Spanischen Bürgerkriegs. Bei einer blutigen Attacke 1937 wurde der Ort fast vollständig ausgelöscht, wobei nicht nur die Gebäude zerstört, sondern auch Tausende Menschen getötet wurden. Statt die durchlöcherten Mauern und zerstörten Gebäude abzureißen, wurden die Überreste als Kriegsdenkmal erhalten.

Belchite, Spanien

Belchite. (Bild: Satur/Shutterstock)
Belchite. (Bild: Satur/Shutterstock)

Besucher können das Gelände normalerweise auf Führungen erkunden und mehr über den schrecklichen Abschnitt der spanischen Geschichte erfahren. Belchite wurde von Republikanern angegriffen, um die weiter nach Süden vorrückenden nationalistischen Kräfte von General Franco zu stoppen. Zwar gelang es den Angreifern, das Dorf zu zerstören, doch verloren sie den Krieg. Franco, der Spanien bis 1975 regierte, befahl, die Ruinen von Belchite unberührt zu lassen.

Imber Village, England

Imber Village. (Bild: Matt Cardy/Getty Images)
Imber Village. (Bild: Matt Cardy/Getty Images)

Im Dezember 1943, mitten im Zweiten Weltkrieg, erhielten die Einwohner von Imber Village eine Frist von nur wenigen Wochen, ihre Häuser zu räumen. Das Dorf in der englischen Grafschaft Wiltshire sollte als Übungsgelände für die US-Armee dienen. Die Dorfbewohner taten, was ihnen befohlen wurde, und ließen ihre Häuser schweren Herzens zurück.

Imber Village, England

Imber Village. (Bild: Matt Cardy/Getty Images)
Imber Village. (Bild: Matt Cardy/Getty Images)

Obwohl den Dorfbewohnern versichert wurde, dass sie irgendwann zurückkehren könnten, wurde dieses Versprechen nie eingehalten. Noch immer ist Imber Village ein militärischer Übungsplatz. Die Geisterstadt ist in der Regel nicht öffentlich zugänglich, doch an bestimmten Tagen im Jahr darf sie in der Regel betreten werden. Besucher können dann die hübsche St.Giles-Kirche aus dem 13. Jahrhundert besichtigen, ebenso wie die Kneipe "The Bell Inn" und das Herrenhaus "Imber Court" aus dem 17. Jahrhundert. Andere Teile des Dorfes sind dagegen ganz abgeriegelt, da dort noch Blindgänger vermutet werden.

Doel, Belgien

Doel. (Bild: Peter de Kievith/Shutterstock)
Doel. (Bild: Peter de Kievith/Shutterstock)

Die zugenagelten Läden und leer stehenden Häuser der belgischen Geisterstadt Doel bei Antwerpen sind ein trostloser Anblick. In den 1960er-Jahren sollte der 400 Jahre alte Ort der geplanten Erweiterung des Antwerpener Hafens weichen. Doch inmitten der Trostlosigkeit zeigt sich hie und da ein Zeichen von Zuversicht und Kreativität: Mehrere farbenfrohe Wandbilder schmücken die verfallenen Gebäude des Ortes, der zu einem Magneten für Graffiti-Künstler geworden ist.

Doel, Belgien

Doel. (Bild: HUANG Zheng/Shutterstock)
Doel. (Bild: HUANG Zheng/Shutterstock)

Nach einer langen Kontroverse mussten sich die Einwohner von Doel geschlagen geben und ihre Häuser räumen. Nur einige wenige ließen nicht nach und blieben. 2016 wurde das Dorf endgültig vor dem Abriss gerettet, nur die Bewohner sind lange fort – nur rund 20 Menschen sollen noch in Doel leben. Die verfallenen Gemäuer und Graffiti sind heute ein Touristenmagnet.

Varosha, Zypern

Varosha. (Bild: Sean Gallup/Getty Images)
Varosha. (Bild: Sean Gallup/Getty Images)

Ein Badeort ist außerhalb der Saison immer ein etwas trostloser Anblick, manchmal auch vollkommen verwaist. Am Strand des einst lebhaften Ferienortes Varosha auf Zypern machten einst Schauspieler wie Richard Burton, Elizabeth Taylor und Brigitte Bardot Urlaub, doch heute sind die leeren Hotels eher ein postapokalyptischer Anblick als ein mediterranes Touristenziel.

Varosha, Zypern

Varosha. (Bild: Sean Gallup/Getty Images)
Varosha. (Bild: Sean Gallup/Getty Images)

Der Grund: Varosha befindet sich in der "verbotenen Zone" von Famagusta auf Zypern, die 1974 vom türkischen Militär abgeriegelt wurde. Damals waren die 39.000 Einwohner der Stadt durch die türkische Invasion gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Die Insel wurde in einen türkischen Norden und einen griechischen Süden aufgeteilt und Varosha dem Verfall überlassen.

Varosha, Zypern

Varosha. (Bild: Emrah AKYILDIZ/Shutterstock)
Varosha. (Bild: Emrah AKYILDIZ/Shutterstock)

Die verlassenen Wohnblöcke und Hotels befinden sich heute hinter Stacheldraht. Am Strand stehen vereinzelt noch Sonnenliegen im Sand verstreut, eine traurige Erinnerung an unbeschwerte Zeiten. Es gibt immer wieder Forderungen, die Geisterstadt wieder aufzubauen, aber vorerst bleibt Varosha nur für das Militär zugänglich.

Occi, Korsika, Frankreich

<p>Jon Ingall/Shutterstock</p>
Jon Ingall/Shutterstoc

Wassermangel zwang die Menschen in Occi, das hübsche Bergdorf auf Korsika zu verlassen und sich anderswo auf der Insel niederzulassen. Der Ort war im Mittelalter gegründet worden, als sich Menschen aus Furcht vor Angriffen an der Küste ins Landesinnere zurückzogen. Als jedoch die Wasserquelle des Dorfes versiegte, war das Schicksal des Dorfes besiegelt. Es heißt, der letzte Einwohner von Occi sei 1927 gegangen.

Occi, Korsika, Frankreich

Occi. (Bild: Jon Ingall/Shutterstock)
Occi. (Bild: Jon Ingall/Shutterstock)

Wind und Wetter haben den verlassenen Häusern über die Jahre zugesetzt. Die verfallenen Steingebäude und Überreste der alten Dorfstraßen liegen an beliebten Wanderwegen und geben Wanderern einen Einblick in eine andere Zeit. Die kleine Kapelle von Occi wurde wieder aufgebaut und bietet gelegentlich Gottesdienste an. Die Lage auf einem schroffen Hügel ist besonders schön, hat man vom Dorf aus doch einen spektakulären Blick aufs Meer.

Turruncún, Spanien

Turruncún. (Bild: Philippe 1 bo/Shutterstock)
Turruncún. (Bild: Philippe 1 bo/Shutterstock)

Ebenfalls malerisch auf einem Hügel gelegen, befinden sich die Ruinen des kleinen Dorfes Turruncún im Préjano-Gebirge von La Rioja. Doch geht von der Geisterstadt eine melancholische Atmosphäre aus. Seit den 1970er-Jahren ist der Ort, der im Mittelalter gegründet worden war, unbewohnt. Strom und fließendes Wasser gab es in den alten Häusern nicht.

Burj al Babas, Türkei

Burj al Babas. (Bild: Chris McGrath/Getty Images)
Burj al Babas. (Bild: Chris McGrath/Getty Images)

Wie ein dystopischer Disney-Film wirkt das Geisterdorf Burj al Babas in der Türkei. Hunderte verlassene Märchenvillen reihen sich bei Mudurnu aneinander, die fast alle gleich aussehen. Die als Ferienort geplante Siedlung im Nordwesten des Landes war ein wohl zum Scheitern verurteiltes Bauvorhaben. Die Entwickler mussten vor einigen Jahren Insolvenz anmelden, als der Deal mit den Investoren wegen wirtschaftlicher Probleme platzte.

Burj al Babas, Türkei

Burj al Babas. (Bild: Chris McGrath/Getty Images)
Burj al Babas. (Bild: Chris McGrath/Getty Images)

2014 begann der Bau der unechten Schlösschen mit Turmzimmern, die sich an wohlhabende Golfurlauber und ausländische Investoren richten sollten. Auch ein Einkaufszentrum, eine Moschee und ein türkisches Bad waren in dem Ferienort geplant. Stattdessen aber mussten die Bauarbeiten eingestellt werden. Viele der Häuser wurden nicht fertiggestellt oder gar nicht erst gebaut. Touristen konnten in die trostlos grauen Betongerippe nie einziehen.

Poggioreale, Italien

Poggioreale. (Bild: pietro_biondo/Shutterstock)
Poggioreale. (Bild: pietro_biondo/Shutterstock)

Die Naturgewalten setzten dem Dorf Poggioreale auf Sizilien ein jähes Ende. 1968 erschütterte ein schweres Erdbeben das Belìce-Tal, wodurch vier Orte gewaltsam von der Karte gestrichen wurden. Die Bewohner von Poggioreale mussten fliehen und die Überreste ihrer Häuser zurücklassen, die im Laufe der Zeit immer weiter verfielen. Insgesamt starben 231 Menschen in dem Tal und 100.000 wurden obdachlos. Die Überlebenden der Naturkatastrophe bauten sich an anderer Stelle ein neues Zuhause auf.

Poggioreale, Italien

Poggioreale. (Bild: AndreasZerndl/Shutterstock)
Poggioreale. (Bild: AndreasZerndl/Shutterstock)

Heute ist die Geisterstadt eine Touristenattraktion. Von den mit Trümmern übersäten Gassen und eingestürzten Häusern geht eine unheimliche Atmosphäre aus, zumal die Katastrophe durch die Ruinen überaus anschaulich wird. Das zerstörte Theater, die Kirche und der Glockenturm von Poggioreale sind noch zu erkennen, ebenso wie das Postamt, aus dem noch die Telegrafendrähte herausragen. In der Schule sind noch die Kritzeleien der Schüler an der Tafel.