Heuschnupfen: Gibt es Hausmittel, die wirklich gegen Pollenallergie helfen?
Was nützen Honig und Co. gegen Heuschnupfen?
Heuschnupfen macht Betroffenen alle Jahre wieder das Leben schwer, weswegen viele zu Hausmitteln greifen, um die Beschwerden zu lindern. Denn obwohl es Medikamente wie Antihistaminika in Apotheken gibt, wünschen sich auch bei der Pollenallergie viele eine natürliche Behandlungsmethode, um Symptome wie chronischen Schnupfen, ständiges Niesen, Juckreiz in Augen, Nase und Rachenbereich und allgemeine Abgeschlagenheit zu bekämpfen.
Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Es gibt keinerlei Hausmittel, die Heuschnupfen heilen oder auch nur reduzieren können. Das betont der Vizepräsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen, Professor Thomas Fuchs, im Gespräch mit weather.com. Bei Heuschnupfen handelt es sich um eine allergische Reaktion - laut Robert Koch Institut die häufigste sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch Erwachsenen - bei der das körpereigene Immunsystem harmlose Stoffe wie in diesem Fall Pollen als gefährliche Erreger sieht und dagegen vorgeht. Dagegen kommt man mit Großmutters Tipps nicht so schnell an.
Dennoch machen zahlreiche Ratschläge um Hausmittel die Runde, die gegen Heuschnupfen wirklich helfen sollen. Was ist dran an den Tipps?
Hilft Honig gegen Heuschnupfen?
Besonders häufig wird bei Heuschnupfen Honig empfohlen. Dieser soll die Atemwege beruhigen und den Heuschnupfen allgemein lindern. Eindeutige wissenschaftliche Belege gibt es dafür allerdings nicht.
Eine weitere Theorie besagt, dass die im Honig enthaltenen Pollen einen langsamen Gewöhnungseffekt an das Allergen bewirken könnten, ähnlich wie bei einer Hyposensibilisierung. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) rät davon jedoch dringend ab. Zum einen hat der Verbraucher nicht in der Hand, ob im Honig Pollen in ausreichender Menge dafür enthalten sind. Darüber hinaus ist bei einem Naturprodukt, bei dem mehrere Pollenarten enthalten sein können, unklar, ob überhaupt diejenigen Pollen darin sind, auf die man allergisch ist. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass man auf die Pollen im Honig eine allergische Reaktion zeigt.
Eine Hyposensibilisierung sollte ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht geschehen, wie der DAAB rät - und Honig gegen Heuschnupfen lieber nicht als Hausmittel eingesetzt werden.
Beruhigt Inhalieren oder ein Dampfbad bei Heuschnupfen die Nase?
Einige Hausmittel gibt es allerdings, die Symptome von Heuschnupfen vorübergehend lindern können. So empfinden Betroffene, denen eine verstopfte Nase oder starkes Niesen zu schaffen macht, Dampfbäder oder den Wasserdampf beim Inhalieren als wohltuend. Laut dem NDR können auch Nasenduschen die eingeatmeten Pollen aus den Atemwegen spülen.
Fuchs zufolge kann ein Dampfbad mit Kochsalzlösung - hierfür etwa einen gehäuften Teelöffel Salz in einem Liter kochendem Wasser auflösen - unterstützend eingesetzt werden. Der Experte betont jedoch, dass keine ätherischen Öle ins Wasser gehören - diese könnten zu weiteren allergischen Reaktionen führen.
Heuschnupfen: Was bringt Augentrost?
Häufig empfohlen wird Augentrost, auch bekannt als Euphrasia, wie er in Augentropfen oft enthalten ist. Einen wissenschaftlichen Nachweis hierfür gibt es ebenfalls nicht. Um juckende und gerötete Augen nicht zusätzlich zu reizen, sollten medizinische Mittel, die nicht speziell antiallergisch wirken, ärztlich abgesprochen werden.
Als mildes Hausmittel bei durch Heuschnupfen gereizten und juckenden Augen empfiehlt Fuchs kalte Kompressen auf den Augen, die jedoch nur durch Wasser kühlen sollen und ebenfalls weder ätherische Öle noch Duftstoffe enthalten sollten.
Heuschnupfen: Mund- und Nasenschutz hält Pollen (bedingt) fern
Allergiker sollten den Kontakt zu Pollen möglichst reduzieren. Dazu gehört, die Wohnung und vor allem das Schlafzimmer möglichst davon freizuhalten. Der NDR rät zu folgenden Maßnahmen:
lüften möglichst nur frühmorgens, wenn der Pollenflug gering ist
Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen oder liegenlassen
bei geschlossenem Fenster schlafen
abends Haare waschen oder gründlich ausbürsten
Bettwäsche regelmäßig wechseln
regelmäßig gründlich staubsaugen, einschließlich Polstermöbeln
Wer sich draußen aufhält, kann Pollen mittels einem Mund- und Nasenschutz - jener Maßnahme, die uns während der Corona-Pandemie auch vor Krankheitserregern schützte - filtern, wie Fuchs erklärt. Wie er weather.com allerdings erklärt, ist dies ebenfalls nur eine vorübergehende Maßnahme, die nicht bei jedem Wirkung zeigt: "Wenn man bei einem Heuschnupfen unter schweren Symptomen leidet, hilft auch kein Mund- und Nasenschutz mehr."
Langfristig hilft nur ein Arztbesuch
All diese Maßnahmen können also kurzfristig dabei helfen, die Pollensaison besser zu überstehen. Allerdings sollte man Heuschnupfen nicht unterschätzen: Mit der Zeit können die Beschwerden immer schlimmer werden - bis hin zu Asthma. Zudem kann sich die Allergie auf andere Pollen und auch diverse weitere Allergene wie Hausstaubmilben oder Lebensmittel ausweiten.
Fuchs rät also dringend dazu, sich bei Heuschnupfen nicht einfach auf Hausmittel zu verlassen, sondern so bald wie möglich eine ärztliche Beratung wahrzunehmen. Dann kann abgeklärt werden, mit welchen Mitteln oder Medikamenten behandelt werden kann oder ob eine Hyposensibilisierung Sinn macht - laut DAAB die einzige Methode, die Heuschnupfen an der Ursache packt und die Beschwerden verschwinden lassen kann.